Lebt man mit einem Narzissten zusammen, wirken seine destruktiven Eigenschaften unentwegt auf die eigene Stimmung. Ein Rückzug ist kaum möglich. Man ist gezwungen, sich mit ihm auseinanderzusetzen oder sein Verhalten zu ertragen. In anderen Beziehungen wie z. B. am Arbeitsplatz ist eine persönliche Distanz eher möglich und die Häufigkeit der Begegnungen geringer. Das kann ein Vorteil sein, verhindert aber häufig auch, dass die Auswirkungen narzisstischer Eigenschaften frühzeitig erkannt werden.
Selbst im Familienleben muss sich alles um den Narzissten drehen. An einem Ort, wo es im Allgemeinen um Verständnis, Rücksichtnahme, Entspannung und den Austausch von Gefühlen geht, wirkt der Narzisst wie ein Feldwebel. Niemand kommt zur Ruhe und niemand kann machen, was er will. Alles wird von ihm geregelt und alle haben sich an seine Regeln zu halten. Es geht ihm nicht darum, ein beschauliches Familienleben zu genießen, sondern die perfekte Familie zu präsentieren. Narzisstische Eltern machen häufig den Fehler, ihre Kinder zu instrumentalisieren. Sie sollen ihnen dabei helfen, ihr Größenbild zu verwirklichen. Zwar können sie sehr fürsorgliche Eltern sein, empfinden ihre Kinder aber stets als einen Teil ihrer Selbst. Sie können nicht unterscheiden, zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der Kinder. (WEITER…)
Im Berufsleben können sich Narzissten vor allem in Positionen, in denen sie Macht ausüben, besonders gut darstellen und Einfluss auf andere ausüben. Als Führungskraft haben sie das Gefühl, wichtig zu sein. Da Narzissten jedoch über emotionale Defizite verfügen, gelten sie als äußerst schwierige Chefs. Sie stellen unangemessen hohe Ansprüche an ihre Mitarbeiter und erwarten aufopferungsvollen Einsatz. Sie denken ausschließlich zielorientiert und nehmen auf die Belange ihrer Mitarbeiter keine Rücksicht. Eine Führungsposition wird in der Regel mit einer Person besetzt, die Selbstvertrauen, Überzeugungsfähigkeit, Durchsetzungskraft und Charisma besitzt. Wer käme da mehr in Frage, als ein Narzisst? Als weitere Eigenschaften werden Glaubwürdigkeit, Authentizität, Empathie und Kritikfähigkeit verlangt. Hier allerdings ist der Narzisst eine glatte Fehlbesetzung. (WEITER…)
Narzissten suchen einen Freundeskreis, der ihre Wichtigkeit und ihren Status unterstreicht. Bei lokalen Größen ein- und aus zu gehen ist für einen Narzissten Pflicht: Frühstück mit dem Bürgermeister, Golfen mit dem Bankdirektor, der Exklusivtermin beim Starfriseur nach Feierabend. Sie setzen gegenüber anderen gern in Szene, mit wem sie ihre Zeit verbringen, vor allem dann, wenn das ihrem Ansehen hilft. Der Mensch, der sich hinter dem Bekannten verbirgt, ist dem Narzissten als solcher weniger wichtig. Im Vordergrund steht sein eigener Nutzen, den er aus der Bekanntschaft ziehen kann. Vorrangig umgibt er sich mit Bewunderern, die ihm das Gefühl geben, beliebt, geschätzt und angesehen zu sein. Der Kontakt zu Personen, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, wird gemieden. Narzissten gehen nur oberflächliche Freundschaften ein. (WEITER…)