Körpersprache eines Narzissten

Meistens liegen die schlechten Eigenschaften eines Narzissten im Verborgenen oder sie werden durch seine Schauspielkunst kaschiert. Das macht es sehr schwer, sein wahres Gesicht und seinen gespaltenen Charakter frühzeitig zu erkennen. Meistens unterliegt man seinem Charme. Dabei, eine narzisstische Veranlagungen schneller erkennen zu können, bevor man in eine Verwicklung gerät, können auch äußere Merkmale hilfreich sein.

Körpersprache eines Narzissten

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Körperbau eines Narzissten      ♦      Aura     ♦      Körpersprache, Gestik und Mimik

Das, was wir im Inneren mit uns herumtragen, zeigen wir auch im Äußeren. Innen und außen ist stets eine Einheit und entwickelt sich nicht unabhängig voneinander. Das, was ein Mensch innerlich ist, zeigt sich auch in seinem äußeren Erscheinungsbild und in seinen Handlungsweisen. Die Formen unseres Körpers bilden sich nicht zufällig, sondern sind Ausdruck unserer inneren Energien, die sich in der äußeren Hülle manifestieren.

Es hat noch nie ein Lebewesen gegeben, das das Aussehen des einen, aber den Geist und Charakter eines anderen gehabt hätte.           Aristoteles

Es bedarf einer intensiven Beobachtungsgabe und eines feinfühligen Sehens, um Körperformen und  Körpersprache lesen und richtig deuten zu können, um schließlich auf die Wesensart eines Menschen und hier insbesondere des Narzissten zu schließen. Gibt ein Mensch äußerlich vor, etwas anderes zu sein, als er in Wahrheit ist, so schlägt sich dies in unausgeglichenen Formen und Bewegungen nieder. Die folgenden Punkte sollen Ihnen helfen, narzisstische Tendenzen auch an den Körperformen und durch nonverbale Botschaften zu erkennen. Sie sollen eine Hilfestellung dabei sein, eine drohende narzisstische Verstrickung bereits in den Anfängen zu erkennen.

Körperbau eines Narzissten

Zunächst muss man sich vor Augen halten, dass sich ein Narzisst für etwas Besonderes hält. Er meint, den anderen in seinem Umfeld und Wirkungskreis überlegen und besser als sie zu sein. Dementsprechend ist sein Auftreten selbstbewusst, dominant und konsequent. Da er aber seine Gefühle vor Angriffen schützen will, wirkt er gleichzeitig unnahbar, kühl und distanziert. Trotzdem kann er sehr emotional reagieren, wenn er gekränkt wird, und dann wiederum sehr gefühllos und rücksichtslos gegenüber seinen Mitmenschen agieren. Hier wird das egoistische Prinzip deutlich: Die Gefühle der anderen gelten nichts, seine eigenen Gefühle gelten alles. Eine gelebte Widersprüchlichkeit und Unausgeglichenheit ist zu erkennen, die sich auch im Äußeren zeigen muss.

Die inneren Kräfte des Narzissten sind nicht aufeinander abgestimmt. Der Verstand, das Gefühl und der Wille arbeiten nicht harmonisch miteinander, sondern bekämpfen sich. Der Narzisst will stets der Größte sein, setzt dabei aber nur seinen Verstand und Willen ein, das Gefühl blendet er aus. Und wenn er getroffen und gekränkt wird, dann spürt er das Gefühl und reagiert nur noch mit dem Willen. Dann setzt sein Verstand aus. Hieran sieht man die unterschiedlichen Impulse aus seinem Inneren, die nicht miteinander harmonieren und immer zu unberechenbaren, sprunghaften Aktionen führen. Meist dominieren der Wille und der Verstand, während das Gefühl unterdrückt wird – oder das Gefühl bricht explosionsartig hervor und der Verstand hat keine Kontrolle mehr. Entsprechend dieser inneren Unausgeglichenheit der Kräfte bildet sich auch eine unausgeglichene körperliche Form. Am Körper, Kopf und Gesicht zeigen sich ungleiche Formverteilungen, Spannungen und Strahlungen.

In der Regel neigen Narzissten zu einer charismatischen Ausstrahlung. Sie stellen etwas dar, man beachtet sie, selbst wenn sie nicht reden oder nichts tun. Sie haben eine Präsenz. Auffällig ist, dass ihre Körperformen und insbesondere die Formen im Gesicht (Nase, Mund, Ohren, Augen, Kinn) eine aktive und lebendige Ausstrahlung haben. Es sind kräftige und straff gespannte Formen mit einem intensiven Ausdruck. Meist sind diese Formen sehr lang oder sehr breit, oft auch eckig und kantig. Die Formen können auch asymmetrisch sein (z.B. unterschiedlich große Ohren, unterschiedliche Positionen der Ohren am Kopf oder ein Ohr steht mehr ab als das andere), was immer eine Zersplitterung der inneren Kräfte zum Ausdruck bringt. Auch können die linke und die rechte Körper- oder Gesichtshälfte unterschiedlich sein und starke Asymmetrien aufweisen.

Typische Merkmale eines asymmetrischen Körperbaus:

  • Der Körperbau kann schwerfällig, plump, unelastisch, aber auch verkrampft, verzerrt und unruhig wirken.
  • Die Kopf- und Gesichtsformen sind uneben, eckig, kantig oder unausgeglichen.
  • Die Gesichtsformen sind auffallend schief (Mund, Kinn, Unterkiefer, Augen, Ohren oder Nase).
  • Die linke und die rechte Seite des Kopfes und des Körpers sind stark unterschiedlich.
  • Es gibt große Unterschiede in der Hautbeschaffenheit in den unterschiedlichen Regionen des Gesichts. Das Gewebe kann stark schmutzig, hölzern, ledern oder wie von Wetterleuchten unruhig wirken. In ihrer Farbe und Spannung kann die Haut auffällig unharmonisch sein.
  • Extreme Formen sind vorhanden, z. B. überbreite, sehr dürre oder sehr lange Formen im Gesicht

Aber Vorsicht! Die Liste ist bei Weitem nicht vollständig. Um von echter und starker Innenspannung sprechen zu können, bedarf es nicht nur eines Merkmals aus dieser Liste, sondern mehrerer Merkmale gleichzeitig. Auch muss immer der Mensch als Ganzes gesehen werden, sonst verirrt man sich in Zeichendeuterei. Nur weil ein Mensch zwei abstehende Ohren hat, muss er noch kein Narzisst sein. Es bedarf wirklich eines geübten Blickes, um narzisstische Tendenzen möglichst frühzeitig erkennen zu können. Die meisten Menschen haben eine Innenspannung und damit auch einen gewissen Grad an Asymmetrien in ihrem Gesicht und Körper, sind aber keine Narzissten! Wer hier einen tieferen Einblick in das Thema Menschenkenntnis haben möchte, dem empfehle ich weiterführende Fachliteratur.

Sind solche äußerlich extremen Formen oder asymmetrischen Merkmale gehäuft festzustellen, so ist auch eine innere Disposition zu körperlicher, seelischer und geistiger Unausgeglichenheit die Folge und mit extremem oder widersprüchlichem Verhalten muss gerechnet werden. Aber um es nochmals zu betonen: Nicht alle Menschen, die unausgeglichene Körpermerkmale aufweisen, sind waschechte Narzissten. Diese Körpermerkmale können Ihnen ein erstes Warnzeichen sein, um in diese Richtung weiter zu forschen.

Beispielanalyse:

Thomas Middelhoff  ist ein deutscher Manager. Er war von November 1998 bis Juli 2002 Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG und von Juni 2004 bis Februar 2009 der Arcandor AG (bis 2007 KarstadtQuelle AG). Middelhoff war nach der Insolvenz der Arcandor AG am 1. September 2009 in mehrere juristische Auseinandersetzungen verstrickt, u. a. ging es um den Vorwurf der Untreue.

Der einstige Supermanager behauptete felsenfest: „Ich habe Karstadt gerettet! Es geht wieder bergauf!“ Dass kurz danach der Insolvenzverwalter bei Arcandor einzog, beeindruckte Middelhoff überhaupt nicht. Er behielt seine eigene, exklusive Sicht der Dinge und schob die Schuld einfach den anderen zu: ignoranten Bankern und unfähigen Nachfolgern. Da er an dieser Legende immer noch festhält, muss man davon ausgehen, dass er gefangen ist in seiner eigenen Realität. Middelhoff ist geblendet vom Glauben an die eigene Unfehlbarkeit. Dies ist häufig eine anzutreffende Form des Größenwahns bei Managern. Je höher sie auf der Karriereleiter aufsteigen, desto schneller kommt der Punkt, da sie nicht mehr zuhören. Irgendwann widerspricht dann auch keiner mehr. Und wenn niemand mehr widerspricht, verstärkt das ihr Gefühl, immer Recht zu haben.

Bei ihm kommen besonders die kräftigen und straffen Körperformen zum Ausdruck. Die Gesichtshaut ist gespannt, was Aufmerksamkeit und Kommunikationsbereitschaft verrät, ein kräftiger Unterkiefer, der die konsequente Durchsetzung signalisiert, der breite Mund, der gerne spricht – vor allem über sich selbst – die herausspringende Nase, die seinen Darstellungs- und Gestaltungswillen zum Ausdruck bringt und eine plastische Stirn, die eine hohe sachliche Intelligenz vermuten lässt bei gleichzeitig mangelnder Empathie. Zudem ist deutlich zu erkennen, dass der Augenausdruck nicht zum Mundausdruck passt: Der Mund verzieht sich zu einem gequälten Grinsen, der Blick aber ist abwartend und lauernd. Er grinst, weil es die Situation erfordert und prüft dabei insgeheim sein Umfeld weiter. Es ist kein ehrliches Lachen aus tiefsten Herzen, sondern aus Anstand oder Berechnung. 

Natürlich können solche Menschen tüchtig sein und Vorzügliches leisten, jedoch tritt immer wieder einseitig egoistisches Verhalten gepaart mit Unvernünftigkeiten auf. Ein dauerhaft anhaltender Glückszustand und eine harmonische, gleichmäßige Entwicklung in einer gemeinsamen Beziehung dürfen bei so einer Person nicht erwartet werden.


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Aura

Der Glanz, den der Narzisst mit seinem Charisma produziert, strahlt auf sein Umfeld ab. Betritt ein Narzisst den Raum, nimmt er diesen sofort ein. Ergreift er das Wort, richten sich alle Blicke auf ihn. Die Ausstrahlung des Narzissten ist durchdringend und erfasst jeden. Selbst wenn er kein Wort spricht, wenn er nichts tut und scheinbar unbeteiligt ist, sind alle anderen irgendwie auf ihn fixiert. Kaum jemand kann sich dieser Aura entziehen. Es ist, als ob der Narzisst von einem unsichtbaren Kraftfeld umgeben wird, von dem ein zwingender und bannender Einfluss ausgeht, dem man sich kaum entziehen kann. Man folgt ihm blind, richtet sein Handeln nach ihm aus und verliert das eigene objektive Urteilsvermögen.

Durch dieses unbewusste Kraftfeld entsteht eine emotionale Barriere, andere Menschen werden auf Distanz gehalten. Jeder kann diese fehlende Wärme und die mangelnde emotionale Resonanz spüren. Der Narzisst präsentiert seine Genialität quasi unter einer Glaskuppel: Jeder sieht ihn, aber niemand kann ihm zu nahe kommen. Der Narzisst versteht es vorzüglich, um sich eine Atmosphäre zu schaffen, die keinen Widerspruch und keine Kritik zulässt. In vorauseilendem Gehorsam traut sich niemand, etwas Kritisches zu äußern. Er versprüht ein Energiefeld, das permanent Schuldgefühle beim anderen erzeugt und jeden neben ihm einschüchtert.

Körpersprache, Gestik und Mimik

Körpersprache eines Narzissten

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Der Narzisst geht selbstbewusst auf seine Mitmenschen zu. Er hat in der Regel eine gespannte, aufrechte Körperhaltung und versprüht eine gewisse Dynamik und Aufmerksamkeit. Da er sich gerne darstellt und imponiert, wird er seinen Körper strecken, den Kopf erhoben halten und das Kinn vorschieben. In der Folge werden die Bauchmuskeln angespannt und der Brustkorb herausgestreckt – so wird Größe und Kraft zur Schau gestellt. Das kann als ein Signal seiner Entschlossenheit und Willensstärke gesehen werden, aber leicht auch als Ausdruck arroganter Überheblichkeit oder gar als Zeichen von Aggressivität und Geringschätzung. Wird der Hals zudem noch entblößt, indem Kopf und Hals gehoben und zur Seite geneigt werden, kann dies als Gebärde der Anmaßung und Arroganz gedeutet werden.

Wenn der Narzisst einem anderen Menschen die Hand gibt, wird seine Hand oben liegen. Will er mit jemandem einen neuen Raum betreten, macht er den ersten Schritt, auch wenn er den anderen vorlässt. Der Narzisst geht gewöhnlich mit  energischem und schnellem oder langem Schritt, der Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft signalisiert. Ein lebhafter Blick und leicht gehobene Augenbrauen signalisieren die Handlungsbereitschaft. Mit ausladenden offenen und lockeren Bewegungen wird gerne auch der Raumanspruch sichergestellt. Mit Hilfe von Bewegungen, Gestik oder Mimik kann er den Rhythmus der anderen stören und so die Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Weitere Beispiele für die Körpersprache des Narzissten:

    • Angeben: Narzissten, die angeben wollen, werfen sich übertrieben in die Brust und geben dem ganzen Körper etwas überzogen Aufrechtes. Dazu kommt noch ein weiter Stand (die Füße sind mehr als einen halben Meter voneinander entfernt) und die Fußspitzen zeigen nach außen.
    • Gesprächsführung: Wenn der Narzisst ein Thema wechseln möchte, zeigt er offenes Desinteresse. Er wirkt gelangweilt, sein Blick schweift umher oder verliert sich, Arme und Hände werden nicht bewegt oder sind verschränkt. Der Oberkörper wird zurückgelehnt und vom Gesprächspartner abgewendet. Noch eindeutiger ist es, wenn er anhaltend telefoniert, in seinen Unterlagen blättert, sich leise mit anderen unterhält oder seine E-Mails auf dem Smartphone checkt.
    • Drohungen: Wenn Narzissten drohen, reicht oft ein kurzer, strenger Blick. Benutzt wird auch die Spitze des Ellenbogens, die sich gegen einen anderen Menschen richtet, oder das Übereinanderschlagen der Beine, wobei die Fußspitze zwischen die Beine des anderen zeigt.
    • Geringschätzung: Nach einem Blick von oben herab wird jeder weitere Blickkontakt abgebrochen oder es wird ein verächtlicher Blick über die „kalte“ Schulter gezeigt.
    • Hochmut: Der Narzisst nimmt den Kopf nach hinten, rümpft die Nase, schließt die Augen und atmet übertrieben stark aus. Auch ein langsames Heben der Brauen mit einer Rückwärtsbewegung des Kopfes bringt den Hochmut zum Ausdruck.

Körperbau eines Narzissten      ♦      Aura     ♦      Körpersprache, Gestik und Mimik     


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