Die 5 wichtigsten Bedürfnisse von Narzissmus-Opfern

Ein Gastbeitrag von Mag. Katharina Schuldner

Immer mehr Menschen, die von narzisstischem Missbrauch betroffen sind, suchen professionelle Hilfe. Aber wie können BeraterInnen und TherapeutInnen helfen, die Bedürfnisse von Narzissmus-Opfern schneller und sicherer zu erkennen? Mit dieser Frage beschäftigten sich die TeilnehmerInnen bei einer internationalen Narzissmus-Fachtagung im Frühjahr 2019 in Wien.

© Alec Taylor (Katrin Haslauer-Herrenhof – Katharina Schuldner)

„Als ich vom VPA – Verein für psychosoziale und psychotherapeutische Aus-, Fort- und Weiterbildung angefragt wurde, war mir sofort klar, dass ich das Hauptaugenmerk auf die Betroffenen lenken möchte“, erklärt Mag.a Katharina Schuldner. Seit Jahren arbeitet die Psychotherapeutin mit Betroffenen in freier Praxis. Sie kennt die Symptome, die auf einen narzisstischen Missbrauch hindeuten. Ihre Erfahrungen, wie diese schneller und sicherer in der Therapie erkannt und zugeordnet werden können, teilte die Expertin in dem Workshop „Die 5 Hauptbedürfnisse der Betroffenen von narzisstischem Missbrauch“ auf der Narzissmus-Fachtagung „Me, Myself and I“: Welche Bedürfnisse bringen Betroffene überhaupt mit? Was bedeutet das für Therapie und Beratung? Eine weitere Frage, die sich Narzissmus-Opfer stellen, wenn sie eine Beratung oder Therapie in Anspruch nehmen wollen: „Woran erkenne ich, dass sich ein/e TherapeutIn mit der Narzissmus-Thematik auskennt?

An diesen Symptomen erkennen Sie narzisstischen Missbrauch

Laut Katharina Schuldner gibt es zehn typische Situationen und Anzeichen, die ihre KlientInnen immer wieder beschreiben und einen Hinweis darauf geben können, ob sich die Person in einem emotionalen bzw. narzisstischen Missbrauch befindet.

© Katharina Schuldner (10 Anzeichen)

1.) „Gaslighting“ (eigentlich Gasbeleuchtung)

In dem bekannten Film Titel „Das Haus der Lady Alquist“ manipuliert der narzisstische Ehemann unter anderen die Gaslampen im Flur, um Ingrid Bergmann in der Hauptrolle an ihrer eigenen Wahrnehmung zweifeln zu lassen. Durch Lügen, Täuschen und psychische Manipulationen zunehmend verunsichert, beginnt sie an ihrem Verstand zu zweifeln. Die von ihm verordnete Isolation von der Außenwelt tut ihr Übriges dazu. Symptome bei „Gaslighting“ können Angst, Panik, Wahnvorstellungen und psychotische Zustände sein.

2.) Victim Blaming:

Das Opfer leidet verstärkt an Schuldgefühlen, die vom narzisstischen Partner oder Familienangehörigen suggeriert werden. In der Täter-Opfer-Umkehr sucht der/die NarzisstIn die Schuld für den Übergriff beim Opfer und will so die Vormachtstellung absichern.

3.) Entwertung:
Ist der Gegenpol zur Idealisierung einer Person. Die Betroffenen werden vom narzisstischen Partner ständig abgewertet und beginnen an ihrem Selbstwert zu zweifeln. Damit versucht der/die NarzisstIn seinen eigenen Selbstwert zu stabilisieren, sich zu erhöhen und seinen Neid sowie Verlustangst abzuwehren. Wir alle sind nicht gefeit, diesen psychischen Abwehrmechanismus ab und zu selbst anzuwenden. Der Unterschied zu NarzisstInnen: Diese setzen ihn systematisch und häufig ein.

4.) Soziale Isolation:
Der Narzisst will Macht ausüben. Er oder sie untergräbt daher das Vertrauensverhältnis des Opfers zu FreundInnen und Verwandten, z. B. durch Misskredit oder Intrigen. Die Betroffenen isolieren sich immer mehr. In der Folge können sie nur schwer den Missbrauchsbeziehungen entkommen. Das Gefühl, vom Narzissten abhängig zu sein, wird stärker.

5.) Love Bombing versus Silent treatment:

Stellen die zwei Pole vor allem einer narzisstischen (Liebes-)Beziehung dar: Anfangs sieht sich der oder die Betroffene von Liebesbekundungen seitens des narzisstischen Partners überschüttet, fügt sich (gerne) bis hin zur Willenlosigkeit (= emotionale Manipulation). Die narzisstische Person erlebt sich selbst als grandios – kann aber nicht eine stabile ausgewogene, psychisch gesunde Beziehung führen. In der Folge bestraft er/sie jedes Fehlverhalten z. B. mittels Silent Treatment, also der stillen Behandlung. Diese Form der psychischen Gewalt destabilisiert und verunsichert die Betroffenen. Der oder die NarzisstIn kontrolliert und bestimmt das Kommunikationsverhalten (manipulative Bestrafung).

6.) Intensive Emotionen:
Betroffene erleben häufig starke Gefühlsausbrüche und leiden unter Heulkrämpfen, starker Angst, Panik oder Schuldgefühle etc.

7.) Manipulationen durch Gefühle:
Trifft ein/e NarzisstIn auf einen Partner mit Helfersyndrom, begibt er sich gerne in die Opferhaltung und zeigt sich traurig, krank, bedürftig, hilflos. Das Gegenüber fühlt sich gebraucht und aufgefordert, zu helfen.

8.) Verwirrung & Schlafprobleme:

Die Betroffenen trauen nicht mehr ihrer eigenen Wahrnehmung: Sie wissen nicht mehr, was richtig und falsch ist oder glauben z. B. selbst narzisstisch zu sein (siehe Punkt 2 Täter-Opfer-Umkehr) etc. Sie leiden unter ihrer Verwirrung, Einschlaf- und Durchschlafproblemen sowie erhöhter Alarmbereitschaft.

9.) Energielosigkeit:

Die Betroffenen fühlen sich wie gelähmt, sind unentschlossen und unfähig, kleinste Entscheidungen zu treffen. Sie wissen nicht, wie sie aus der Situation entkommen sollen. Auch wenn es innerlich brodelt, wirken sie nach außen immer starrer, eventuell schon stark depressiv.

10.) Alarmbereitschaft:
Die Opfer gehen aus Angst vor emotionalen Ausbrüchen des narzisstischen Gegenübers wie „auf Eierschalen“. Sie sind unsicher, übervorsichtig, vermeiden jeden kleinen Fehler.

Symptome bei narzisstischem Missbrauch richtig einordnen

Erkennt ein/e sensibilisierte/r TherapeutIn diese Hinweise, kann er bzw. sie diese schneller einem narzisstischen Missbrauch zuordnen. Die Frage ist dann: Wie können Betroffene in dieser Situation abgeholt werden?

Die Workshop-TeilnehmerInnen beantworteten diese Frage mithilfe konkreter Beispiele aus Schuldners Praxis.

„So wirst du nie glücklich werden, Erika! Höre lieber auf mich!“

Die 22-jährige Erika kommt wegen Angstzuständen, negativen Gefühlen, Erschöpfung und psychosomatischen Beschwerden (Tinnitus, Essstörung) in die Praxis. Sie fühlt sich unzufrieden und unverstanden. Die junge Frau ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Partner und ihrer Mutter, kann sich jedoch nicht durchsetzen.

© Pixabay_fsHH (Fall Erika)

Schon im ersten Gespräch stellt sich heraus, dass Erika von ihren Gefühlen abgeschnitten ist, sich selbst entwertet und unsicher in zwischenmenschlichen Beziehungen ist. Die 22-jährige erzählt, dass sie immer eine Einser-Schülerin war, Leistungssport betrieb und lange Klavierunterricht auf hohem Niveau nahm, aber aufgrund einer chronischen Sehnenscheidenentzündung beides aufgeben musste. Als Kind und Jugendliche erlebt sie emotionale Ausbrüche, Bestrafungen, Beschimpfungen sowie Entwertungen seitens ihrer narzisstischen Mutter. Den Vater beschreibt sie als bloßen „Befehlsempfänger“, der nicht wirklich präsent war. Am Sonntag fühlt sie sich beim obligatorischen Kirchgang der Pfarrgemeinde „vorgeführt“. Das Mädchen erlebt wenig emotionale Wärme. Je älter Erika wird, umso stärker unterbindet ihre kontrollierende Mutter die jugendlichen, normalen Autonomiebestrebungen und erzeugt Schuldgefühle in Erika.

Welche Bedürfnisse haben Narzissmus-Opfer?

Die Workshop-TeilnehmerInnen haben sich mit den dahinterliegenden Bedürfnissen der jungen Frau (und anderer Betroffener) auseinandergesetzt.

© Alec Taylor (Fotos Workshop)

Am häufigsten sind bei Opfern von narzisstischem Missbrauch folgende Bedürfnisse zu erkennen:

1. Der Wunsch nach Anerkennung und Verständnis

In dieser – vielleicht wichtigsten – Phase geht es um das Erkennen: Was ist den Betroffenen passiert? (Dieser Schritt ist das erste E aus dem Therapieprogramm EDEN, das Katharina Schuldner speziell für Betroffene von Narzisstischen Missbrauch nach deren Bedürfnissen ausgerichtet hat.)

Als TherapeutIn wird man Zeuge des Erlebten und sollte die Bedürfnisse und Gefühle der KlientInnen klar aus- und ansprechen, damit sie diese einordnen können: Der Vater hat Erika nicht ausreichend beschützt, die Mutter steht nicht auf ihrer Seite. Die junge Frau will in der Person der/s TherapeutIn jemanden finden, der oder die sich stärkend an ihre Seite stellt und ihr Solidarität bietet; so, dass Erika diese Dinge mit professioneller Unterstützung verarbeiten kann. Eine wertschätzende Haltung des/r TherapeutIn ist dabei das A und O.

2. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Selbstsicherheit

Der Beratung bzw. Therapie gehen oft lange Phasen der Verunsicherung auf Seiten des Betroffenen voraus. Daher sehnt sich diese/r auch nach Selbstsicherheit.

„Wer bin ich? Was fühle ich?“- Diesen Fragen gilt es auf den Grund zu gehen. Selbst negativen Gefühlen wie Aggression sollte Raum gegeben werden.

Im praktischen Beispiel könnte der bzw. die TherapeutIn mit „Reparenting“ – also der Neubeelterung (einem Begriff aus der Psychotherapie) – als wesentlichen Bestandteil der therapeutischen Beziehung arbeiten. Dabei erfährt Erika gezielt nachträgliche elterliche Fürsorge, welche innerhalb des Rahmens einer therapeutischen Beziehung angemessen ist.

3. Entspannung und Regeneration

Erika und viele andere Betroffene kommen oft sehr erschöpft (und in der Regel relativ spät) in die Therapie. Zulange sind sie mit ihren intensiven Emotionen, Schlafproblemen, Niedergeschlagenheit, Angst etc. durchs Leben gegangen. Daher benötigen sie zuerst einmal viel Ruhe und eine ruhige Atmosphäre zum „Runterkommen“.

Ein/e BeraterIn bzw. TherapeutIn sollte immer wieder die Selbstfürsorge thematisieren: Erika auch ihr Recht deutlich machen, sich von ihrem Elternhaus eine Zeitlang abzuwenden, um Kraft zu sammeln und zu überlegen, was ihr guttut, was sie stärkt, wo ihre Ressourcen sind.

4. Selbstbestimmtheit und Selbstwirksamkeit

Ein Narzissmus-„Opfer“ erwartet, gewünschte Handlungen selbst erfolgreich auszuführen zu können – aufgrund seiner eigenen Kompetenzen. Ein Mensch, der daran glaubt, selbst etwas bewirken und in schwierigen Situationen selbstständig handeln zu können, hat demnach eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Das Gefühl, nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein, etwas verändern zu können, nicht mehr „Opfer“ zu sein und sein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen, erschließt den Weg zur eigenen Handlungsfähigkeit.

Erika wird im Lauf der Zeit erkennen, dass sie sich selbst – und zwar aus Selbstschutz vor den Angriffen der Mutter – schützen und sich entsprechend abgrenzen kann und muss.

5. Orientierung

Erika weiß und fühlt in dieser Phase, dass sie unabhängig von bestimmten Leistungen geliebt und anerkannt werden möchte. Dass sie in ihrer ganzen Persönlichkeit und mit ihrem Charakter wahrgenommen und wertgeschätzt werden will und nicht aufgrund ihrer Leistungen beurteilt und bewertet werden möchte.

Rückmeldungen des/r TherapeutIn helfen den Betroffenen einerseits ihre Situation einzuschätzen, anderseits eine vertrauensvolle Beziehung zur/m TherapeutIn herzustellen. Bei dieser Normalisierung und Neuordnung ihres Lebens – der 4. Schritt bei EDEN – sehen sich die KlientInnen nun in einer aktiven Gestaltungsrolle und sind bereit, ihre eigenen Träume und zukünftigen Ziele zu verwirklichen Schritt für Schritt setzen sie diesen in ihrem Alltag um und können ihr Leben nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen neuordnen. Altes hinter sich lassen und Neues entstehen zu lassen ist ein wichtiger Schritt hin zur Identitätsfindung.

Betroffenen von Narzisstischem Missbrauch schnell und wirksam helfen

Auf den ersten Blick deuten Symptome und Bedürfnisse von KlientInnen nicht immer auf narzisstischen Missbrauch hin. Für TherapeutInnen ist es daher umso wichtiger, einen solchen im Hinterkopf zu haben. Nur wenn ein solch spezifischer emotionaler Missbrauch rechtzeitig erkannt wird, kann erste Hilfe geboten und sich Betroffene wie Erika ihrer Bedürfnisse bewusstwerden.

Mehr zu Katharina Schuldner und dem Therapieprogramm EDEN (Erkennen – Demaskieren – Entfalten – Neuordnen) auf https://www.narzissmus.at/

Info 1:

Anmerkung zur Verwendung der Begriffe:

Narzisstischer Missbrauch ist eine Sonderform von emotionalem Missbrauch.

Mit NarzisstInnen sind nicht nur Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, sondern auch jene mit narzisstischen Persönlichkeitszügen gemeint.

Selbst wenn Ausdrücke wie „Täter“ oder „Opfer“ im Text verwendet werden, geht es immer um ein Beziehungsgeschehen. Richtiger wäre es daher, von Betroffenen (beiderlei Geschlechts) zu sprechen.

Info 2:

TeilnehmerInnen aus den Bereichen Beratung und Therapie, Lehre und Forschung sowie persönlich betroffene Menschen kamen Anfang Mai 2019 zur interdisziplinären Narzissmus-Fachtagung „Me, Myself and I“ in Wien zusammen.

Das Foto im Fall Erika stammt von www.pixabay.com und ist für die kommerzielle Nutzung freigegeben. Die Namen der im Workshop behandelten KlientInnen und biografische Details wurden zu ihrem Schutz geändert.

 

 

Mag.a Katharina Schuldner leitete einen Workshop zum Thema „Die 5 Hauptbedürfnisse der Betroffenen von narzisstischem Missbrauch“. Sie ist Psychotherapeutin sowie Klinische- und Gesundheitspsychologin in Wien. Mit dem Therapieprogramm EDEN hilft sie Betroffenen die Folgen Narzisstischer Gewalt zu bewältigen und zu überwinden.

 


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Veröffentlicht in Hilfe für Opfer von narzisstischen Missbrauch
19 Kommentare zu “Die 5 wichtigsten Bedürfnisse von Narzissmus-Opfern
  1. Diana sagt:

    Ich bin in der psychologischen Beratung gewesen.
    Aus meiner Erfahrung wurde in den Sprechstunden gegen mich gesteuert. Ich habe immer mein eigenes selbstbestimmendes Leben geführt; die Therapeutin sah es, sie konnte mich nicht kontrollieren, es gab Wutausbrüche und Hysterien während der Sprechstunden, weil es nicht nach ihrem Plan (und dem Plan ihres Vorgesetzten) ging.
    Schließlich kam es zu der Versuchung der Machtausübung und meiner Körperverletzung, sodass ich zur Polizei ging.
    Ich bin ausgestiegen. Ich bin glücklich!

  2. dummer Esel sagt:

    Immer wieder, wenn ich diese Listen sehe…
    wen ich mich selber vergleiche – kommt das untenstehende heraus…

    1.) „Gaslighting“ (eigentlich Gasbeleuchtung)
    (..) psychische Manipulationen.
    # Das kenne ich inzwischen gut. Und erkenne es. Tut dann weniger weh.

    2.) Victim Blaming:
    # Das ist tatsächlich so. Anstatt über das Problem zu reden, wird gesagt:
    Immer machst Du Vorwürfe..
    Du bist nie zufrieden…
    Also ist der Betroffne selber schuld, dass es so ist..
    dagegen kommt man einfach nicht an, man kann sich nur wegdrehen und weghören.

    3.) Entwertung:
    # Am besten im täglichen Wechsel.
    Du bist genau die, die ich will. Aber wehe, Du willst was.
    Du musst dasselbe sagen wie ich: Du bist genau der, den ich will.
    Etwas absurd, oder? Auf diese Weise stirbt jede erwachsene Unterhaltung, oder?

    Und außerdem hab ich in meinem Leben noch nie was auf die Reihe bekommen.
    (Am nächsten Tag ist er stolz, was ich so geschafft habe,
    natürlich darf er das werten,
    aber wehe, man macht dasselbe mit ihm)

    Und ich versage ja dauernd, wenn es ihn nicht gäbe.
    Ohne ihn könnte ich ja nicht leben.
    Tja, inzwischen perlt es ab, zuerst hat das sehr weh getan.
    Dass er sowas von mir denkt.
    Nun – ich habe gelernt, dass er denken darf was er will,
    und ich muss nur wissen, dass das noch lange nicht das ist, was ich denke.

    Eigentlich ist das schon die Trennungserklärung – denn das ist keine Beziehung..
    wenn man die Worte des Partners so einordnen muss, damit mans aushalten kann.

    4.) Soziale Isolation:
    (..) Die Betroffenen isolieren sich immer mehr. In der Folge können sie nur schwer den Missbrauchsbeziehungen entkommen. Das Gefühl, vom Narzissten abhängig zu sein, wird stärker.
    # .. Das ist ein schleichendes, sehr wirksames Gift. Leider.

    5.) Love Bombing versus Silent treatment:
    (..) , also der stillen Behandlung.
    # Was ist damit gemeint? Beispiel? Love-Bombing hab ich schon verstanden.

    Der Rest stimmt 100%. Der Narz kriecht regelrecht ins Hirn hinein, bis zum Vordenken der Gedanken, die man gar nicht denkt. Verweise darauf, dass er grade Gedankenlesen versucht oder Gedankeneingabe, wird weit von sich gewiesen. Und einfach weiter gemacht…

    6.) Intensive Emotionen:
    # Das kenne ich auch schon. Ich habe deswegen angefangen, das abperlen zu lassen,
    denn es ist nie wahr oder dient der besseren Kommunikation.
    Es dient regelmäßig nur dem Narzissten.

    7.) Manipulationen durch Gefühle:
    # Dazu braucht es keinen Kranken / vorgemachten Kranken.
    Es reicht so eine Art Love-Bombing..

    8.) Verwirrung & Schlafprobleme:
    # Stimmt total. Bis hin zu Magenproblemen, die ganz klar damit zusammenhängen.

    9.) Energielosigkeit:
    # Völlig zutreffend.

    10.) Alarmbereitschaft:
    # .. langsam versuche ich, das wieder zu ändern. Bisher erfolglos.
    es ist eine derartige Einbahnstraße. Ich nehme Rücksicht, er nie.
    Redet aber immer davon, wieviel Rücksicht er doch nimmt.
    Nun, wers glaubt…

    Welche Bedürfnisse haben Narzissmus-Opfer?
    1. Der Wunsch nach Anerkennung und Verständnis
    # Stimmt. Leider bei der falschen Person. Nämlich beim Narz.
    Und der wird das nie tun, dann verliert er Macht, nicht wahr?
    … Und Wunsch nach echter Wertschätzung – nicht nur Worte.

    2. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Selbstsicherheit
    # stimmt. Das wiederzukriegen wäre klasse.

    3. Entspannung und Regeneration
    # das trifft immer mehr zu. Ich komme nicht zur Ruhe.
    Und angeblich hat der Narz nichts damit zu tun.

    4. Selbstbestimmtheit und Selbstwirksamkeit
    # DAS ist fast das wichtigste.
    Nicht von einem Bestimmer mit Jasager-Erwartung zum Nächsten…
    Denn ob das der Therapeut mit bester Absicht macht oder der Narz – es ist dasselbe.
    Der Betroffne reagiert im Besten Fall mit Abwehr… oder Gehorchen. und lernt NIX.

    5. Orientierung
    # ist bei mir der Teil, den ich am wenigsten wahrnehme.
    Aber ist schon so. Wenn man nicht macht, was der will, tobt er eben.
    Wirkt bei mir nicht mehr, tut nur weh und erschöpft mich sehr.
    Machen tu ich nichts mehr für ihn. Hat lang gedauert, das zu lernen.
    Ich bin dabei, sehr mühsam den Fokus auf meine Ziele zu richten..
    … habs ja vor ihm auch gekonnt. ..
    Sehr schwer, wenn man so symbiontisch veranlagt ist, wie ich.

    Tja stecke voll drin…

    • Vielen Dank für Ihren aüsführlichen Beitrag und Ihre Anmerkungen dazu!

      Es freut mich, dass Sie sich wiederfinden können, das hilft auch bei der Einordnung und Benennung des Erlebten.

      Gerade die Selbstbestimmtheit ist – so wie Sie schreiben – ein ganz wichtiger Faktor, v.a. nach langer Zeit an Fremdbestimmung und Abhängigkeit.

      Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Durchhaltevermögen auf Ihrem Weg!

      Liebe Grüße, Katharina Schuldner

  3. Lydia Schmidt sagt:

    Danke ich lese es eben erst. Meine Therapie war trotz allem was wie oben geschrieben fehlte nicht ganz wirkungslos. Ich sage mehr meine Meinung und habe es durchschaut. Ich lasse mich nur selten mehr auf Auseinandersetzungen ein…die ausufern, sage knapp mein Ding und gehe dann. Aber ich muss wieder ran…ich merke es ..danke für die Antwort …

  4. Angelina sagt:

    Genau diese Erfahrungen habe ich im positiven Sinne mit meiner Therapeutin gemacht, die mehr und mehr zu einer besten Freundin
    wurde.
    Ich konnte ihr alles erzählen, selbst Dinge, die sonst keiner weiß.
    Für nichts habe ich mich bei ihr geschämt.
    Meine Dankbarkeit ist riesig.
    Das Verhältnis zwischen Patient und Therapeut muss stimmen,
    dann beginnt man ein neues freies Leben.

  5. Barbara Strömer sagt:

    Liebe Frau Schuldner,
    sie schreiben mir aus dem Herzen.Ich bin 45Jahre alt und habe letztes Jahr im Juni den Kontakt zu meinen Eltern (narzisstische Mutter, Co – Abhängiger Vater)abgebrochen. Jetzt besteht der Verdacht einer bipolaren Störung und gleichzeitig suche ich eine(n)passenden Psychotherapeuten. Trotz meiner erlittenen emotionalen Traumata, sagte mir eine Therapeutin im Erstgespräch glatt, ich hätte so eine starke Aura, Ausstrahlung und Eloquenz das sie meine weiche, bedürftige Seite nicht wahrgenommen habe…heißt das, das ich diese starke Seite nicht haben darf, wenn ich traumatisiert bin , durch solche Eltern? Muss ich mich dafür entschuldigen ich augenscheinlich relativ charismatisch bin? Ich werde mir dessen erst seit kurzem bewusst, und benötige Hilfe, Zugang zu meinen traurigen und verletzten Gefühlen zu finden überhaupt mich selbst in meiner Gesamtheit wahrzunehmen. Genau das ist ja mein Manko, das ich Angst habe vor den verschlossenen Türen in mir, das man mir selten unmittelbar ansieht, ob es mir psychisch oder physisch schlecht geht. Mir wurde eine gesunde Selbstwahrnehmung durch meine Mutter regelrecht aberzogen/unterbunden. Außnahme ist mein Freundeskreis. Fühle mich daher durch so ein Erstgespräch eher missverstanden…Sollte die Therapeutin nicht eher überlegen, warum Sie sich von mir so überwältigt fühlt? War ehrlich gesagt
    ein bisschen überfordert…..

    • Klarsicht sagt:

      Liebe Frau Strömer
      Ihre Mitteilung ist zwar schon ein Weilchen her, aber vielleicht lesen Sie ja einmal wieder hier…
      Ich kann Sie ganz gut verstehen, ich hatte mehrere Therapeuten, die mich und den Narzissmus nicht verstanden und mich in meiner Not auch nicht sahen. Ich habe auch starke Seiten in mir, das wohl der Grund, dass wir überhaupt solange narzisstische „Behandlungen“ aushielten. Heute bin ich raus… ich habe auch narz. Eltern (Mutter und Co-abhängigen Vater), das nur die Grundlage zu meinem Leiden später mit einem weitaus schlimmeren Partner. Ich war gerade jetzt an einer Fortbildung über Trauma-Therapie in der TCM, wo gesagt wurde, ein Traum entsteht dann, wenn der Körper nicht genügend Energie hat eine solche „Verwundung“ zu überwinden. Und das Ziel der Behandlung ist es den Körper (durch Akupunktur, Kräuter, EFT, also Methoden der Komplementärmedizin, bei mir hat das Lernen von Selbstliebe viel geholfen) so zu stärken, dass er eben pos.gestärkt (auch für anderes) daraus hervorgeht (und seine Lehre daraus zieht). Heute bin ich soweit, dass ich auch meine Eltern „ertrage“, und sogar stolz darauf bin, wenn ich es mir gelingt narz. Personen (z.B. meiner Mutter, aber nicht nur) und narz. Handlungen zu erkennen und den Riegel zu schieben, ohne dass ich mich ganz abwenden muss. Meine Mutter(und narz. handelnde Personen) können nichts dafür, dass sie so sind (sie haben auch ihre traumatische Geschichte), aber ich lasse diese Behandlung mit mir nicht mehr zu…
      Wünsche Ihnen viel Glück, Kraft und alles Liebe
      Klarsicht

  6. Lilli sagt:

    Hallo,
    auch für mich ist ‚Umgang mit Narzissten‘ sowie ‚EDEN‘ die wichtigste Unterstützung.
    Ich ging schon früh zur Beratungsstelle und fand Unterstützung für mich und unsere Kinder.
    Mein Mann mit seinen narzissmusgestörten Wesenszügen ging paar Mal mit mir, paar mal allein. Er konnte zugeben, dass er Selbstwertprobleme hat, doch sein Narzissmusproblem hat sich nur wenig gebessert.
    Also, d.h., ich muss viel Distanz zu ihm einhalten um mein Leben führen zu führen.
    Unsere erwachsenen Kinder sind gesund und kommen nicht oft, was ich unterstütze. Ich halte vor allem über WhatsApp meinen Kontakt zu ihnen.

    • Lilli sagt:

      Hallo,
      zu Victim Blaming fällt mir auf, dass ich nur da zu treffen bin, wo meine eigene Meinung schon der meiner narzisstischen Mutter widerstrebte.
      Mein Mann mit seinen narzissmusgestörten Zügen kritisierte immer wieder, dass ich vor Jahren meine gut dotierte Stellung aufgegeben hatte für eine nähere Stelle in einer kleineren Firma. Durch seinen Versuch des Victim Blaming diesbezüglich, fiel mir auf, dass dies vor allem meiner narzisstischen Mutter nicht gepasst hatte, die mich allerdings für jede eigene Meinung kritisiert hat.
      Heute gehe ich in dann in Distanz zu ‚meinen‘ Narzissten und sage z.B., das war eine gute Entscheidung für mich. Und Du verbringst zu viel Zeit mit Deinem ‚Perfekt- Wahn‘. Oder ich sage auch immer öfter nichts, weil die narzisstische ‚Show‘ nicht mein Ding ist.

      • Lilli sagt:

        … heute fällt mir auf, dass ich die heftigen Emotionen im Zusammenhang mit Marzissten schon länger nicht mehr habe.
        Dafür habe ich viel bis völligen Abstand zu den Leuten mit Narzissmus,
        sowie statt Anpassung an dieselben, viel eigenes Leben.

  7. Silke sagt:

    Hallo Frau Schuldner,
    auch mir hilft dieser Beitrag sehr, besonders dabei, herauszufinden, was ich eigentlich brauche und was mir fehlt.
    Therapien waren bei mir nicht gut, Paartherapien hat mein Mann erfolgreich genutz um noch besser manipulieren zu können.
    Mir bleibt nur dieses Forum und ich versuche meine „Hausaufgaben „ alleine zu machen.
    Danke, dass es euch gibt.

    • Katharina Schuldner sagt:

      Liebe Silke,

      vielen Dank für Ihr Feedback!

      Das Forum ist sicher eine gute Sache und ich wünsche Ihnen auch weiterhin viel Kraft, Mut und Erfolg auf Ihrem Weg!

    • Wilhelmine sagt:

      Die Erfahrung mit der Paartherapie habe ich auch gemacht. Die Therapeuten waren nach wenigen Minuten von Glanz meines Mannes so geblendet, dass sie mich sogar beleidigt haben.
      Da ich damals nichts von Narzissmus wußte, habe ich mich für minderwertig und verrückt gehalten, mein Mann benutzt die Infos aus der Therapie heute als Waffe gegen mich. Das hätte ich mir besser sparen sollen…

      • Lilli sagt:

        Hallo Silke,
        Wilhelmine,
        das hat mein Mann auch versucht,
        meine Besuche bei der Beratungsstelle, und seine wenigen Besuche dort gegen mich zu verwenden.
        Trotzdem haben mir meine Psychotherapie und mein Pilgern zur Beratungsstelle sehr geholfen.
        Und hier im ‚Umgang mit Narzissten‘ bzw ‚EDEN‘ wurde mir klar, dass sich bei ihm nichts ändern kann, dass ich nur mit ihm ‚umgehen‘ kann nach Sven Grüttefiens Programm.
        Und dass ich mit Katharina Schuldners’EDEN‘ meine Hausaufgaben besser machen kann!
        Danke auch, Silke und Wilhelmine, für Eure, und alle, Beiträge !

        • Katharina Schuldner sagt:

          Vielen Dank an Sie alle für Ihre Beiträge!

          Teilen Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen mit möglichst vielen Menschen, sodass mehr Aufklärung auf dem Gebiet erfolgen kann!

          Alles Gute weiterhin und beste Grüße

    • Liebe Silke, danke für Ihr positives Feedback! Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute!

      LG,
      Katharina Schuldner

  8. Lydia Schmidt sagt:

    Ein sehr guter Artikel und gerade die Frage nach den Bedürfnissen ist die zentrale Frage. Ein solches Vorgehen hätte ich mir bei meiner Therapie gewünscht. Dies war leider nicht der Fall. Ich habe da keinerlei Verständnis gespürt und auch keine Beelterung.

    • Katharina Schuldner sagt:

      Liebe Frau Schmidt,

      das tut mir leid zu lesen.
      Haben Sie mittlerweile entsprechende Unterstützung erhalten? Ihr Post zeigt mir, wie wichtig hier Aufklärung und therapeutische Vernetzung sind! Beste Grüße

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