Falco – Out of the Dark

Schon zu Lebzeiten war der weltberühmte Musiker Falco eine Legende – durch seinen viel zu frühen Tod wurde er sogar zum Mythos.  Er erlebte berufliche und private Höhenflüge sowie niederschmetternde Abstürze. Sein ständiger Wunsch nach Liebe und Bewunderung wurde ihm zwar durch seine gigantischen Erfolge erfüllt, doch nur um den Preis seiner Angst vor dem Scheitern. Er  blieb sein Leben lang im Zweifel darüber, was er sein zu müssen glaubte und wer er eigentlich war.

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Der österreichische Popstar Falco wurde 1957 in Wien geboren und kam als einziger Überlebender von Drillingen zur Welt. Er wuchs unter dem Namen Johann Hölzel auf und legte sich, beeindruckt von dem DDR-Skispringer Falko Weißpflog, den Künstlernamen Falco zu. Seine Musik war stark von den Einflüssen des New Wave, der Neuen Deutschen Welle sowie des Hip-Hop und Funk geprägt. Falco entwickelte einen eigenen Rapstil, der ihn zu einem der Pioniere in diesem Genre machte.

Im Alter von 10 Jahren verließ sein Vater die Familie und er wuchs somit unter der Obhut seiner Mutter und Großmutter auf. In dieser Phase bildete sich ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Mutter, das bis zu seinem Tod im Jahr 1998 anhielt. Seine Mutter vergötterte ihn und hob ihn schon als kleinen Jungen in den Himmel. Falco fand später in keiner anderen Beziehung eine derartige Loyalität und bedingungslose Zuneigung. Seine Mutter hängte die Latte für alle weiteren Frauen in Falcos Leben sehr hoch und legte durch ihre übertriebene Fürsorge das starke narzisstische Fundament ihres Sohnes.

Falcos musikalisches Talent zeigte sich sehr früh

Er bekam zu seinem 4. Geburtstag einen Stützflügel geschenkt, lernte Schlager auswendig und hörte bevorzugt Elvis Presley und die Beatles. Besonders gern dirigierte er zu Musik im Radio. Im Alter von 5 Jahren hatte er bereits einen Vorspieltermin an der Wiener Musikakademie. Später lernte er E-Gitarre, danach den E-Bass und schrieb sich am Wiener Musikkonservatorium ein, beendete das Studium aber schon nach einem Semester.

Er besuchte ein Gymnasium in Wien, brach die Schule aber ab und begann eine Lehre als Bürokaufmann in der Pensionsversicherungsanstalt, die er aber nach kurzer Zeit ebenfalls abbrach, um lieber eine Band zu gründen. Wenig später zog er nach Berlin und tingelte durch verschiedene Clubs. Danach kam er wieder nach Wien zurück und spielte in unterschiedlichen Bands, teilweise bereits mit ersten Erfolgen.

1981 wurde sein Talent von dem Plattenunternehmer Markus Spiegel erkannt und Falco schloss seinen ersten Plattenvertrag über drei Solo-LPs ab. Mitte 1981 erschien sein erstes Album unter dem Namen „Psychoterror“. 1982 veröffentlichte er den Song „Der Kommissar“, mit dem er europaweit in den Top Ten der Charts landete. Insgesamt wurde die Single weltweit etwa 7 Millionen Mal verkauft.

Das zweite Album „Die Römer“ blieb jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zusammen mit den niederländischen Produzenten Rob und Ferdi Bolland entstand der Hit „Rock me Amadeus“, der ein riesiger Erfolg war und in den amerikanischen US-Charts für drei Wochen auf Platz 1 stand – das war zuvor noch keinem deutschsprachigen Titel gelungen. Falco wurde über Nacht zum Weltstar.

Falco stieg der Erfolg zu Kopf

Falco hatte ein riesiges Ego: Er brauchte um jeden Preis Aufmerksamkeit, er wollte der ultimative Star sein. Falco wurde zum Idol der Jugend, zum Mittelpunkt der Wiener Gesellschaft, zum Frauenliebling und Weiberhelden. Zeitweise zog er mit fünf Models gleichzeitig durch das Wiener Nachtleben. Er ließ sich unzählige Designeranzüge und Maßschuhe anfertigen und zeigte sich auf dem Wiener Opernball im Frack. Falco verpasste seinem gesamten Äußeren ein neues Styling, trat überheblich und prahlerisch auf und wollte das Establishment vorführen.

Er wirkte arrogant, abgehoben, provokant und unnahbar. Vor allem aber lechzte er nach Erfolg. Doch je größer der Erfolg wurde, desto größer wurde seine panische Angst davor, zu scheitern und entlarvt zu werden als jemand, der doch nicht so großartig war, wie er vorgab. Im Zenit seines Erfolgs konnte er nur noch an seinen Untergang denken und wurde immer trauriger und depressiver. Obwohl er nach außen den Größenwahn wie kaum ein anderer zelebrierte, hatte er nun ständig Angst vor der Höhe der Messlatte, die er selbst gelegt hatte.

Während dieser Zeit stand Falcos Privatleben oft im Blickpunkt der Presse: die Schwangerschaft seiner Freundin Isabella Vitkovic, die Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Katharina Bianca und ihre Hochzeit in Las Vegas. Die Ehe hielt aber nur ein knappes Jahr. Der Kontakt zur Tochter blieb weiter bestehen, auch wenn ein Vaterschaftstest belegte, dass Falco nicht der leibliche Vater war. 

Er spürte die innere Zerrissenheit zwischen dem, der er eigentlich war, und dem, den er für die anderen darstellen wollte. In einem Interview äußerte Falco, er könne nicht wissen, wer er wirklich sei – das müssten ihm andere sagen. Ihm fehlte ein echter Zugang  zu seinem innersten Selbst. Ihm mangelte es an der Fähigkeit zur Selbsteinschätzung und er war permanent auf die positive Resonanz aus der Umwelt angewiesen, um seinen Selbstwert regulieren zu können.

Falco konnte dem Erfolgsdruck nicht standhalten

Nach seinen großen Hits erschienen zwar noch weitere Songs, aber im Grunde machte er musikalisch wenig von sich reden. Nach den großen Erfolgen und vielen Auftritten war er körperlich und psychisch angeschlagen und zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. 1992 gelang ihm mit dem Album „Nachtflug“ ein Comeback. Zwar waren die Verkaufszahlen wieder deutlich besser, doch an den Erfolg von „Rock me Amadeus“ konnte er nicht mehr anknüpfen.

Dem übersensiblen Hans Hölzel machten die überwiegend negativen Kritiken und niedrigen Plattenverkaufszahlen schwer zu schaffen. Es machte sich in ihm die Angst breit, er könne all das bisher mühsam Aufgebaute wieder verlieren. Nach den privaten und beruflichen Rückschlägen zog sich Falco immer mehr zurück und versuchte, die immer wieder aufkommende Schwermut mit Psychopharmaka und Alkohol zu bekämpfen.

Es war die Konfrontation mit einem möglichen Versagen und dem Gefühl von Wertlosigkeit, die ihn quälte. Die Vorstellung, dass er abstürzen und ihm niemand mehr Aufmerksamkeit schenken könnte, sowie die Angst, an seinen eigenen hohen Maßstäben zugrunde zu gehen, belasteten sein innerstes Seelenleben. Er war von Kindesbeinen an eine regelmäßige narzisstische Zufuhr gewöhnt und konnte sich ein Leben ohne Bewunderung nicht vorstellen. Er hatte panische Angst vor dem endgültigen Entzug.

Um sich abzulenken, arbeitete er geradezu verbissen an einem neuen Album, tüftelte nächtelang an den einzelnen Nummern – sie sollten mehr als perfekt sein. Der Erscheinungstermin der neuen LP wurde immer wieder hinausgezögert, weil er mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden war. Es lastete ein ungemeiner Leistungsdruck auf seinen Schultern, er hatte Angst, von den Menschen abgelehnt zu werden. Er wollte unbedingt ein internationales Comeback schaffen.

Zu jung, um zu sterben

Seinen letzten Auftritt hatte Falco an Silvester 1997 in „Excalibur City“, einem Einkaufszentrum und Vergnügungspark an der tschechisch-österreichischen Grenze. Am 6. Februar 1998 starb Falco bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik, wo er ein Anwesen besaß und mit seiner Mutter lebte. Ein Bus rammte seinen Geländewagen, Falco war sofort tot. Bei der Obduktion wurden in seinem Blut ein Alkoholwert von 1,5 Promille und große Mengen Kokain festgestellt.

Falco wurde nach der Überführung des Leichnams auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Neben vielen Prominenten waren über 4.000 Fans bei der Zeremonie dabei. Noch heute ist sein Grab eine Pilgerstätte für seine Fans, die Blumen hinterlegen und Kerzen anzünden.

Wenige Wochen nach Falcos Tod wurde das Album „Out of the Dark“ veröffentlicht und stieg in Österreich sofort auf Platz 1. Das Album blieb drei Monate lang in allen Charts und in Deutschland hielt es sich fast ein Jahr lang unter den Top 100. Das Album wurde allein in Deutschland und Österreich zwei Millionen Mal verkauft, die gleichnamige Single über 3,5 Millionen Mal.

Falco unterlag seiner Gier

Falco war sich zu Lebzeiten bewusst, dass die schwierigste Zeit seines Lebens begann, als er anfing, das große Geld zu verdienen. Er glaubte, das Geld habe seinen Charakter verdorben. In Wahrheit wurde aber bereits durch die Erziehung seiner verwöhnenden Mutter der Grundstein für sein grenzenloses Bedürfnis nach Bewunderung gelegt. Der Erfolg machte ihn nur noch überheblicher, leichtsinniger und selbstherrlicher, bis er davon überzeugt war, dass niemand so genial war wie er.

Doch Erfolg allein reichte ihm nicht aus – er brauchte immer mehr. Seine maßlose Gier wurde durch die internationalen Erfolge noch angeheizt. Narzisstische Menschen brauchen immer stärkere Reize, um sich selbst noch zu spüren. Daher reicht ein Erfolg irgendwann nicht mehr aus: Dann muss ein noch größerer Erfolg folgen, noch mehr Bewunderung und noch mehr Privilegien. Falco kam aus diesem Teufelskreis nicht mehr heraus und fand keinen Weg, sich selbst zu genügen.

Die unter der Rubrik „Narzisstische Beispiele“ aufgeführten Persönlichkeiten sollen als Beispiele für Personen gelten, die auffallend narzisstische Züge haben oder situativ narzisstisch handeln. Ob die dargestellten Persönlichkeiten auch tatsächlich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben, soll und kann anhand der Beschreibungen nicht unterstellt werden.


Autor der Webseite

Mein Name ist Sven Grüttefien. Ich bin der Verfasser dieser Webseite. Als ausgebildeter Heilpraktiker für Psychotherapie habe ich mich auf die Beratung von Menschen, die unter narzisstischen Missbrauch leiden, spezialisiert und biete zu diesem Thema zahlreiche Bücher, Coachings, Seminare und Vorträge an.

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Veröffentlicht in Narzisstische Lebensläufe
7 Kommentare zu “Falco – Out of the Dark
  1. endit sagt:

    Toller Bericht! Da sie in ihrem Buch auch David Bowie als Narzissten, identifizieren jedoch ohne weitere Erläuterung, würde mich ein Artikel über ihn besonders interessieren. Gerade da sein Todeszeitpunkt noch gar nicht allzu lange zurück liegt. Wäre sehr dankbar dafür. Ist etwas ähnliches geplant?

  2. Travellingman sagt:

    ….Intellektuelle „Beschränktheit“ aus dem Gesicht „springt“? „Und“ ist als erstes Wort eines Satzes ungeeignet.

  3. Travellingman sagt:

    Oh… die Vernunft spricht.
    Amen.

  4. UP sagt:

    Falco ist doch schon seit längerem höchstens noch als Fußnote der Musikgeschichte bekannt. Wenn überhaupt. Das es ihn gab habe ich lange nicht einmal gewusst.

  5. claudine sagt:

    Um sich derart zu überschätzen, ist wohl auch eine erhebliche Portion Dummheit vonnöten.
    Ich finde, dass aus seinem Gesicht eine erschreckende intellektuelle Beschränktheit springt. Und gutaussehend finde ich ihn auch nicht mit dem schmalen Mund und den stechenden braunen leeren Augen. Die Augen haben für mich einen abstoßend narzisstischen Ausdruck. Ein Mann mit überschaubaren Gaben – auch musikalischen -, der sich maßlos überschätzte.
    Ich musste diesen Kommentar schreiben, weil mich das Gesicht extrem unangenehm berührte.

    • Claudia sagt:

      Falco war ein Grenzgänger, zerrissen in sich selbst, vermutlich ein Borderliner. Auf der Bühne und in der Öffentlichkeit gab er den großen Zampano, der es krachen ließ. Aber privat und ohne Publikum war er fast schon schüchern und unauffällig. Ich habe in den ’80ern als Mitarbeiter einer Konzertagentur beide Seiten von ihm kennengelernt… eigentlich konnte er einem leidtun.

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