Walt Disney und die Traumwelt

Walt Disney ist ein Beispiel dafür, wie ein narzisstischer Mensch zwar auf der einen Seite mit seinem ungeheuren Ehrgeiz und seinem visionärem Talent neue und revolutionäre Dinge schaffen kann, an denen andere Menschen viel Freude haben, auf der anderen Seite aber in zwischenmenschlichen Beziehung wie ein Raubtier auftritt, das in anderen nur eine verwertbare Masse sieht. Walt Disney konnte seine  Mitmenschen skrupellos ausnutzen.

Märchenwelt

Bild: © GraphicsRF – Fotolia.com

Walt Disney hat eine Traumwelt erschaffen, in der sich jeder nur allzu gerne hinein verzaubern lässt. Mit der Erfindung von zahlreichen Comic-Charakteren, die die Kindheit von Millionen von Menschen begleiten haben, schaffte er eine bunte und heile Welt, an die jeder irgendwie teilnehmen wollte. Doch leider gelang es ihm nur im Film! In der harten Realität sah sein Wirken ganz anders aus. Hier konnte er seine starken narzisstischen Züge im Umgang mit anderen Menschen nicht verbergen und entpuppte sich weniger als ein Märchenprinz, der er nur zu gerne sein wollte. Dennoch funktioniert seine Fassade beim Publikum noch heute: Wer so wunderbare und gefühlvolle Sache schaffen konnte, der kann kein schlechtes Herz gehabt haben.

Walter Elias „Walt“ Disney wurde am 5.Dezember 1901 in Chicago als eines von fünf Kindern des Bauunternehmers Elias Disney geboren. Er wuchs mit seinen Eltern und Geschwistern auf einer Farm in Missouri auf und musste bereits als kleines Kind auf der Farm mithelfen. Schon früh erkannte Disney seine Liebe zum Zeichnen und nahm mit 14 Jahren Kunstunterricht. Als Vorlage dienten ihm wohl vorrangig die Tiere auf der heimatlichen Farm.

Zusammen mit dem Zeichenkünstler Ubbe Iwerks zeichnet er erste kurze Werbefilme und gründete eine Firma mit seinem Bruder Roy, der allerdings überwiegend für die finanziellen Angelegenheiten zuständig war. Es wurde eine ganze Reihe von Kurzfilmen mit dem Titel Alice Comedians produziert, die den Grundstein für den späteren Erfolg legten.

Eine revolutionäre Idee setzte sich durch

Walt Disney begann dann, seine Ideen in Trickfilmen umzusetzen und schuf mit der Mickey Maus die wohl bekannteste Comicfigur der Welt, für die er 1932 einen Ehrenoscar erhielt. Danach revolutionierte er den Zeichentrickfilm, indem er den gezeichneten Bildern Ton- und Musikeffekte hinzufügte. Außerdem erkannte er sehr schnell, dass den Tieren in Zeichentrickfilmen mehr menschliche Züge guttun würden, damit sich der Zuschauer besser mit ihnen identifizieren und sich in den Geschichten selbst wiederfinden konnte.

Für die Idee von lachenden und sprechenden Tieren fand Walt Disney aber zunächst keine Investoren. Sie waren skeptisch und glaubten, es gäbe keinen Markt für eine derart unrealistische Darstellung. Doch schon bald setzte sich die Idee durch, weil eben trotz der Illusion von Tieren mit menschlichen Emotionen die Glaubwürdigkeit der Tiere nicht verloren ging. Somit schaffte Walt Disney weitere Comic-Figuren wie Donald Duck, Goofy, Daisy, Pluto und Dagobert, die Einzug in Kinderzimmer von Generationen erhielten und bis heute unvergessen sind. Die Geschichten aus Entenhausen verzaubern auch heute noch jedes Kind.

Später kamen auch noch berühmte Märchengestalten wie Cinderella, Pinocchio, Dornröschen, Alice im Wunderland und Peter Pan, aber auch niedliche Tiergeschichten wie Bambi, Dumbo und Susi und Strolchi.  Kein anderer Künstler wurde so oft für den Oscar nominiert und mit demselben ausgezeichnet wie Walt Disney. Er erhielt über 800 verschiedene Auszeichnungen für seine Werke und auf dem berühmten Walk of Fame bekam er sogar gleich zwei Sterne.

Walt Disney war ein talentierter Geschäftsmann

Disney schuf einen riesigen Entertainmentkonzern, der Milliardenumsätze produzierte. Denn Disney verstand nicht nur etwas vom Zeichnen, er hatte auch einen guten Geschäftssinn. Seine Comicfiguren begann er durch die Vergabe von Lizenzen zu vermarkten und bald sah man die bekannten Charaktere nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf Abziehbildern, T-Shirts, Geschirr, Heften  und Schulranzen. So wurde die Disney-Welt in jedem Haushalt allmählich Bestandteil des Alltags und die logische Konsequenz war dann nur noch, dass die Figuren in Entertainment-Parks wie Disneyland zum Leben erweckt wurden.

Dabei war Walt Disney nur ein mäßig begabter Zeichner. Vielmehr hatte er ein gutes Gespür für die Sehnsüchte und Bedürfnisse seines Publikum sowie eine geschickte Hand in unternehmerischen Fragen. Die tatsächlichen Erfinder der legendären Figuren waren Ubbe Iwerks, der die Mickey Maus kreierte und Carl Barks, der die Donald-Duck-Story entwarf. Disney verstand es, begabte Künstler für sich zu gewinnen und die kreativen Ideen in wirtschaftliche Erfolge umzusetzen.

Disney war extrem produktiv

Er hat eine ganze Filmindustrie aus dem Boden gestampft und in seiner Schaffenszeit über 40 Meisterwerke entstehen lassen. Dabei behielt er von der Konzeption bis zur Produktion stets jedes Detail  unter Kontrolle. Nichts durfte dem Zufall überlassen werden, er drängte auf absolute Perfektion und erwartete von seinen Mitarbeitern unentwegt Höchstleistungen. Niemals gab er sich mit durchschnittlichen Ergebnissen zufrieden. Wer nicht die gewünschte Leistung ablieferte, musste damit rechnen, gefeuert zu werden.

Dabei verlangte er sich selbst ebenfalls viel ab. Sein ganzes Leben drehte sich nur um seine Arbeit, um die erschaffenen Comicfiguren und seinen Erfolg. Er war ein Workaholic und feilte unentwegt an neuen Konzepten. Dabei konnte er aufbrausend reagieren, wenn man ihm widersprach oder es wagte, seine Ideen zu kritisieren. Er war ein Machtmensch, führte seinen Konzern eisern und unterlag einem manischen Kontrollzwang.

Disney war erzkonservativ und stark rassistisch veranlagt. Er mochte keine Kommunisten, Juden und Schwule. Andersdenkende wurde ausgeschlossen oder diskriminiert. In seinem Unternehmen stellte er keine farbigen Mitbürger ein. Er soll sogar dem FBI zugearbeitet haben, um Kommunisten in seinem Unternehmen an die Behörden auszuliefern.

Walt Disney schmückte sich mit fremden Ideen

Auch wenn es viele kreative und geniale Köpfe in seinem Unternehmen gab, so ließ er jede Idee und jedes Konzept immer wie seinen eigenen Einfall aussehen. Dabei war es weniger seiner Kreativität geschuldet, dass ein derartiger Konzern aus dem Nichts geschaffen wurde, als vielmehr sein Talent, brauchbare Ideen – ganz gleich von wem sie stammen – gegen jeden Widerstand zum Erfolg zu führen. Nach außen aber stellte er es immer so dar, als wenn er der alleinige Schöpfer all seiner Figuren und Filme gewesen wäre.

Disney nahm alles, was seine Mitarbeiter produzierten, für sich selbst in Anspruch. Zum Teil wurden überragende Künstler mit einem Arbeitsvertrag zur Verschwiegenheit und Anonymität verpflichtet. Er erwartete von seinen Talenten sich selbst in den Hintergrund zu stellen. Der Ruhm durfte nur Walt Disney alleine zufallen. Er selbst wollte der geniale Schöpfer sein, er alleine wollte im Rampenlicht stehen.

Walt Disney war kein sozialer Arbeitgeber

Die Studios konnten sich jahrelang dem Einfluss der Gewerkschaften widersetzen. Walt Disney wollte kein kontrollierendes Organ in seinem Unternehmen haben, das ihm sagte, wie er mit seinen Mitarbeiter umzugehen hat. Er war zutiefst davon überzeugt, gut und sozial für seine Mitarbeiter zu sorgen. Allerdings kam es 1941 zu einem neun Wochen langen Streik, in dessen Folge einige der besten Zeichner die Studios verließen, um eigene Wege zu gehen. Disneys größter Triumph war es jedes Mal, wenn er mitbekam, dass die „Abwanderer“ keinen Erfolg hatten und scheiterten.

Auffallend war auch, dass es bei Disney keine Frauen, aber auch keine Schwarze im Kreativ-Team gab. Frauen durften nur die Ideen und Entwürfe von Männern nachzeichnen und die Figuren ausmalen. Frauen und Männer wurden in den Studios gründlich voneinander getrennt. Die Geschlechter arbeiteten in unterschiedlichen Gebäuden, so dass Begegnungen auf diese Weise ausgeschlossen wurden. Betrat dennoch eine Frau das „männliche“ Gebäude, dann wurde sie sofort entlassen.

Frauen hatten für Disney keine besondere Bedeutung und er wertschätze sie auch nicht sonderlich. Seine Ehefrau war für ihn da und durfte ihm die privaten Alltagssorgen vom Hals halten. Nebenbei pflegte er ein Verhältnis mit einer Krankenschwester, wobei er zeit seines Lebens nie besonders an Sexualität interessiert gewesen sein soll.

Trotz seines immensen Erfolges und der unglaublichen Beachtung, die er erhielt sowie der vielen Oscars, die er bekam und die vielen Millionen, die er verdiente, war er nie wirklich glücklich und litt häufig unter Depressionen. Er war alkoholabhängig und hinzu kam noch seine Arbeitswut: Er konnte sich gar nichts anderes vorstellen, als zu arbeiten. Somit griff er zu Aufputschmittel, die seine Leistungsfähigkeit aufrechterhalten sollten.

Disney blieb im Herzen immer selbst ein Kind

Walt Disney liebte seine verträumte Märchenwelt und erschaffte sich in seinen Werken eine Kindheit, die er vermutlich selbst nie erlebt hatte, nach der er sich aber immer sehnte. Er fühlte sich selbst noch als Kind und konnte den Traum von einer idealen, unbesorgten und verspielten Kindheit nicht aufgeben. Von seinem Vater wurde er geschlagen, gezüchtigt und für dessen Bedürfnisse missbraucht. Er empfing wenig elterliche Liebe. Daher hielt er sich zu gerne im Disneyland auf, um seinen kindlichen Neigungen nachzugehen oder vielleicht um Verpassten nachzuholen.

Auf der anderen Seite fühlte er sich aufgrund seines Erfolges als „König von Amerika“ und wollte sogar in seinem Größenwahn mit Hilfe der Kryotechnik nach seinem Tod eingefroren und in Disneyland aufbewahrt werden. Seine Familie hielt es aber für ein Hirngespinst und erkannte offenbar die psychischen Entgleisungen.

So widersprüchlich, kaltherzig und rücksichtslos das Verhalten von Walt Disney auch war, so liebevoll und einfühlsam konnte er sich mit seinem Publikum identifizieren. Er hat mit seinem Werk die Phantasie von vielen Kindern angeregt und viele magische Momente geschaffen. Als er am 15.Dezember 1966 in Kalifornien an Lungenkrebs starb, hinterließ er ein phänomenales Lebenswerk, an dem wohl noch viele Generationen große Freude haben werden. Diese einmalige Leistung vergräbt jedoch im Rückblick zu oft die wahrlich unangenehmen narzisstischen Züge eines Walt Disneys, der gleichzeitig auch viel Leid in seinen Mitmenschen erzeugte.

Die unter der Rubrik „Narzisstische Beispiele“ aufgeführten Persönlichkeiten sollen als Beispiele für Personen gelten, die auffallend narzisstische Züge haben oder situativ narzisstisch handeln. Ob die dargestellten Persönlichkeiten auch tatsächlich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben, soll und kann anhand der Beschreibungen nicht unterstellt werden.


Autor der Webseite

Mein Name ist Sven Grüttefien. Ich bin der Verfasser dieser Webseite. Als ausgebildeter Heilpraktiker für Psychotherapie habe ich mich auf die Beratung von Menschen, die unter narzisstischen Missbrauch leiden, spezialisiert und biete zu diesem Thema zahlreiche Bücher, Coachings, Seminare und Vorträge an.

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Veröffentlicht in Narzisstische Lebensläufe
9 Kommentare zu “Walt Disney und die Traumwelt
  1. Gabriele sagt:

    Was H. Grüttefien nicht geschrieben hat:

    Walt Disney war ein Satanist und Freimaurer !
    Überall in seinen Trickfilmen kommen die Handsymboliken vor. Auch werden in allen Filmen
    sexuelle Anspielungen mal offen, mal versteckter gezeigt. Schauen Sie mal auf einschlägigen Videokanälen danach. Suchbegriff: Walt Disney 666 oder Sex Disney.
    Ich warne: Da bricht bei ihnen einen kleine Welt zusammen.
    Nicht ist, wie es scheint !

  2. Katrin sagt:

    Disney-Filme mit ihrer darin enthaltenen nicht immer gesunden Symbolik sind seit langem Thema zahlloser Artikel im Internet. Ein jeder kann sich selbst informieren und den nächsten Disney-Prinzessinnen oder sonstwas Film daraufhin krtischer als bisher anschauen. Ob Disney als Person dies oder jenes war, halte ich für irrelevant. Sehr traurig finde ich, dass die Filme weiterhin Kindern gezeigt werden, die unhinterfragt die angebotenen Programmierungen annehmen. Doch dasselbe gilt leider auch für TV und Kino allgemein.

  3. cornelia marschner sagt:

    Buch tipp:
    „Auf dünnem Eis!“
    Geschrieben von einer jungen psychiologin die seit Jahren in der Forensik arbeitet.
    Ein Knaller, leicht zu lesen bzw zu verstehen.
    Es geht um die Abgrenzung von bipolaren störungen narzissmuss und psychopathologie.
    Nicht angsteinflößend sondern aufklärend, erklärend, wie menschliche systeme in eine dieser Richtungen wachsen.
    Mir hat das Buch sehr geholfen nicht schuldig zu sein ,..an den Eskapaden meines narzisstischen Freundes.

  4. Eimer Snit sagt:

    Gibt es hierzu auch Quellen?
    Und ist es nicht ein bisschen vermessen, Diagnosen über Menschen zu treffen, die man nie persönlich getroffen hat?
    Es hört sich fast so an, als ob Sie sich selbst so einschätzen, als könnten Sie anhand einiger „Fakten“, die sie vermutlich aus dem Internet zusammengetragen haben, solche Ferndiagnosen treffen.
    Das grenzt an Überhöhung/Überschätzung der eigenen Fähigkeiten.
    (Vielleicht erinnert Sie das ja an ein bestimmtes Krankheitsbild).

  5. Make America Great Again sagt:

    Was ist eigentlich so schlimm an seinen politischen Einstellungen? Ich habe das Gefühl der Autor dieser Seite hat etwas gegen Konservative. Erst gegen Nixon, obwohl es wesentlich schlimmere Politiker gab, dann wird gegen Donald Trump gehetzt und jetzt werden Kommunisten vertreidgt. Kein Wort zu den Linken Psychopathen.

    • Make America sexy again sagt:

      Ja, ja, lange geht es nicht mehr, dann stellt sich ein playboy bunny der Kandidatur zur Präsidentin von Amerika unter dem Wahlspruch: Make America sexy again.
      Trump hat wenig Ahnung von Politik und ist von einem solchen Amt intellektuell völlig überfordert. Der Mann ist nicht gesund urteilsfähig, das sieht man schon an der Auswahl seiner Berater. Dazu kommt völlige Unberechenbarkeit. Wir werden ja auch nicht von Dieter Bohlen regiert. Die Leute, die den gewählt haben, werden ihre Quittung schon noch bekommen – vor allem die Armen und Ungebildeten. Dummheit wird im Leben meist bestraft.

      • cornelia marschner sagt:

        Leute Dieter Bohlen ist ein selfmade man und hält vorträge vor hochdekorierten im BWL Bereich.
        Ich bin kein Fan, aber der Dieter handelt berechenbar, auf Grund seiner gemachten Lebenserfahrung in diesem Musikgeschäft.
        Und das ist wohl doch eines der schwierigsten Parkette der ges. BUISINESS WELT.
        Vor Florian Silbereisen hätte ich mehr Angst.

  6. Gott sagt:

    Warum nicht einfach mal einen Artikel über Anders Behring Breivik verfassen? Ein klares Beispiel eines Narzissten findet man wohl kaum.

  7. Claudia2 sagt:

    Vielen Dank für die hervorragende Beschreibung dieses Charakters mit zwei Gesichtern.
    Habe mir gleich mal die Gesichter W. Disneys angesehen. In jungen Jahren mimt er den Frauenverführer, in späteren Jahren den warmherzigen Onkel. Beides wirkt unecht und manipulativ auf mich.
    Die Massen ließen sich wohl verführen vom Image des einfühlsamen Onkels mit dem übergroßen Herzen für Kinder.

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