Der Narzisst ist selbst bestens über die NPS informiert

Manchmal wundert man sich, wie gut ein Narzisst über das Störungsbild der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) informiert ist. Besser als jeder Fachmann ist er in der Lage, das Krankheitsbild zu beschreiben und entsprechendes Verhalten bei seinen Mitmenschen festzustellen. Nur bei sich selbst erkennt er das gestörte Verhalten nicht. Wie geht der Narzisst mit dem Wissen um die Narzisstische Persönlichkeitsstörung um?

Der Narzisst ist selbst bestens über die NPS informiert

Bild: © gstockstudio – 123rf.com

Narzissten halten sich für absolut makellos und können an ihrem arroganten und egoistischen Verhalten nichts Negatives finden. Im Gegenteil: Sie meinen sogar, allen anderen mit ihrem beispielhaften Verhalten ein Vorbild zu sein. Stattdessen sehen sie bei ihren Mitmenschen jede Menge Schwachstellen und Fehler, die sie direkt ansprechen und problematisieren, sobald sie ihnen auffallen. Aus Sicht des Narzissten ist sein Auftreten und Verhalten niemals gestört, sondern immer nur das der anderen.

Insofern sollte man eigentlich meinen, dass der Narzisst keine Kenntnis über den krankhaften Narzissmus oder die Narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) hat, da er seine krankhaften Züge selbst nicht erkennt. Dies ist aber in vielen Fällen nicht so! Oftmals stellt sich heraus, dass der Narzisst sehr wohl über dieses psychische Störungsbild aufgeklärt und genau über dessen Merkmale und Ursachen informiert ist – nur bezieht er diese Kenntnisse nicht auf sich. Allerdings erkennt er narzisstische Eigenschaften messerscharf bei anderen und hält ihnen diese bei jeder Gelegenheit vor.

Manchmal ist es schon mehr als komisch, wenn der Narzisst bei anderen narzisstische Eigenarten aufdeckt und offen kritisiert, ohne dabei zu bemerken, dass er eigentlich von sich selbst spricht. Wie aus dem Lehrbuch präsentiert er dann ein durchaus fundiertes Wissen über narzisstische Wesenszüge sowie deren Entstehung und Auswirkungen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch hält er nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg und spielt sich geradezu als Moralapostel auf, wenn es um die Bewertung und Verurteilung narzisstischer Verhaltensweisen geht.

Der Narzisst erkennt nicht seinen eigenen Narzissmus

Der Narzisst stellt sich als Narzissmus-Experte und ausgewiesener Psychologe heraus, so dass man sich zuweilen die Frage stellt, warum er eigentlich nicht in der Lage ist, das bei sich selbst festzustellen, was er an anderen so vehement bemängelt. Wie kann es dazu kommen, dass der Narzisst zwar häufig selbst bestens über die Narzisstische Persönlichkeitsstörung informiert ist und sich hervorragend in die Haut eines Narzissten hineinversetzen kann, bei sich selbst aber sein unangenehmes Verhalten nicht erkennen und abstellen kann?

Die Wahrscheinlichkeit dürfte recht hoch sein, dass der Narzisst in der Vergangenheit häufiger auf seine narzisstischen Eigenarten angesprochen und als hochkarätiger Narzisst beschimpft wurde. Nachdem er von mehreren Seiten zu hören bekam, dass er sich egoistisch, selbstherrlich und rücksichtslos seinen Mitmenschen gegenüber verhalte, und sich diese irgendwann von ihm zu distanzieren begannen, beschäftigte er sich wohl – aus Angst vor einem endgültigen Aufmerksamkeits- und Bewunderungsentzug – intensiver mit diesen Vorwürfen.

Da es einem Narzissten jedoch an der Fähigkeit zur Selbstreflexion mangelt, wird er die Ausführungen über Narzissmus zwar genauestens studiert haben, dabei aber weniger sich selbst als Protagonisten vor Augen gehabt haben als vielmehr seine lieben Mitmenschen. Da bei jedem Menschen narzisstisches Verhalten zu beobachten ist – mal mehr und mal weniger -, wird er auch sehr schnell fündig geworden sein, was die narzisstischen Ausprägungen bei anderen betrifft. In Windeseile wird er zu dem Schluss gekommen sein, dass andere ihre Schwächen auf ihn zu projizieren versuchen und es sich bei den Vorwürfen um ein neurotisches Abwehrverhalten seiner Mitmenschen handelt und nicht um einen Makel seinerseits.

Der Narzisst nutzt das Wissen zu seinem Vorteil

Statt in dem gewonnenen Wissen einen Spiegel zu sehen, erkennt er darin eine Waffe, um Nörglern und Kritikern, die es wagen, sein einwandfreies Verhalten zu beanstanden, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Narzisst nutzt das Wissen nicht, um sein Verhalten zu verändern und sich weiterzuentwickeln, sondern um zurückzuschießen. Die Kenntnisse über Narzissmus dienen ihm dazu, seine Mitmenschen anzuschwärzen und zu erniedrigen und dabei gleichzeitig über seine fundierten Analysen Bewunderung zu bekommen.

So dreht der Narzisst auf geschickte Weise den Spieß einfach um: Er zieht aus den Vorwürfen seiner Mitmenschen einen Nutzen und sieht darin eine hervorragende Gelegenheit, seine Grandiosität nicht nur zu schützen, sondern auch noch zu steigern. Seinen Mitmenschen hält er dann wissenschaftliche Vorträge darüber, wie diese sich in einer konkreten Situation psychologisch betrachtet verhalten, welche Bedürfnisse, Sehnsüchte und Ängste dahinterstecken, welche Reaktionen sie damit bei anderen auslösen und wie sehr sie nicht nur anderen, sondern vor allem sich selbst mit ihrer narzisstischen Eigenart schaden.

Der Narzisst greift das Selbstwertgefühl seines Gegenübers an und beschuldigt ihn eines durch und durch unreifen Verhaltens, das nicht nur auffällig und unangebracht, sondern eindeutig gestört sei und deswegen von einem Fachmann behandelt werden müsse. Er nutzt seine rhetorischen Fähigkeiten und seine Schlagfertigkeit, um dem anderen klarzumachen, dass dieser der kranke Narzisst sei und nicht er. Oder er treibt den anderen von vornherein in die Defensive, indem er jeden noch so kleinen Fehler und jede noch so verzeihliche menschliche Schwäche sofort als gestörten Narzissmus bezeichnet und dem Gegenüber dann besserwisserisch erklärt, wie er sich in Zukunft zu benehmen hat.

Der Narzisst macht den anderen zum Gestörten

So kann es einem Narzissten gelingen, dass der andere tatsächlich annimmt, dass mit ihm etwas nicht stimmt, wenn der Narzisst nur überzeugend und lang genug über psychologische Wechselwirkungen und narzisstische Ausprägungen referiert. Da jeder Schwächen hat und weiß, dass er nicht perfekt ist, beginnt er auch irgendwann, über sich nachzudenken und sich die Worte des Narzissten zu Herzen zu nehmen. Damit geht er dem Narzissten aber in die Falle: Er gleicht dessen Aussagen mit seinem Verhalten ab und begibt sich damit in eine schwächere Position, während der Narzisst Oberwasser bekommt.

Da ein Narzisst nicht damit konfrontiert werden möchte, von einer Persönlichkeitsstörung betroffen zu sein, beschäftigt er sich vorsorglich gleich noch mit anderen psychischen Krankheitsbildern, um über die Abgrenzung zu anderen Störungen seine Kompetenz beweisen und andere in ihre Schranken weisen zu können, falls diese ihn mit ihrem Halbwissen über Narzissmus überrumpeln wollen. So unterstellt der Narzisst seinem Gegenüber nicht nur narzisstisches Fehlverhalten, sondern diagnostiziert im Handumdrehen auch gleich noch eine Schizophrenie, Depression, Angststörung oder andere geistige Störungen.

Während der Narzisst bei anderen glasklar deren Schwächen und gestörtes Verhalten erkennt, um damit in erster Linie von sich selbst abzulenken, brüstet er sich mit fachmännischen Analysen und meint auch noch, anderen mit seiner Expertise eine große Hilfe zu sein, für die er Dankbarkeit verdient hat. Zuweilen ist es erstaunlich, wie treffsicher ein Narzisst die Verhaltensmuster, Empfindungen und Ängste seines Gegenübers zu lesen und zu deuten versteht. Betroffene sind dann häufig regelrecht erschrocken und haben das Gefühl, dass ihr tiefstes Innenleben bloßgelegt wurde und sie vor dem Narzissten keine Intimsphäre mehr haben.

Rechtfertigungen, dass man lediglich auf sein unangemessenes und widersprüchliches Vorgehen reagiere und aufgrund seiner Selbstherrlichkeit zu neurotischen Verhaltensweisen getrieben werde, weist der Narzisst gekonnt von sich, indem er behauptet: „Du bist aber sensibel und lässt dich leicht beeinflussen!“ oder „Ich glaube, du verstehst überhaupt nicht, wovon ich rede! Geh zum Psychiater!“ Der Vorwurf einer Persönlichkeitsstörung kann wie ein Bumerang zu dem anderen zurückkehren, wenn der Narzisst selbst bestens über die Narzisstische Persönlichkeitsstörung informiert ist und sich deswegen nicht austricksen lässt.


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Veröffentlicht in Narzisstische Gesellschaft
23 Kommentare zu “Der Narzisst ist selbst bestens über die NPS informiert
  1. Heidrun Z. sagt:

    Stimmt ! Das ist auch und gerade bei den meisten Politikern so.
    Siehe Klabauterbach und Flinten-Uschi uvam.
    Der Volksmund sagt nicht ohne Grund:
    „Wenn du mit dem Finger auf jemand zeigst, zeigen 3 Finger auf Dich !

    • Lauterbach kommt mir jetzt nicht unbedingt narzißtisch vor. Von der Leyen schon deutlich mehr.

      Aber wie gesagt. Narzißmus ist meiner Meinung nach etwas Universelles. Hier in Deutschland kommen (sehr) narzißtische Politiker nicht allzu weit. Solche Leute wie Tony Blair, Emmanuel Macron, Nicolas Sarkozy, Silvio Berlusconi oder Boris Johnson hat es in Deutschland als Regierungschefs bisher nicht gegeben nach meinem Defürhalten.

      Wir sind da wohl gebrannte Kinder und nehmen Politik etwas ernster.

      • Anette sagt:

        Whooot:

        Herr Lauterbach trägt, auch ohne dass ich eine Arztbefähigung in der Tasche hätte, augenscheinlich hoch narzisstische Wesenszüge zur Schau.

        Sein Selbstdarstellungsdrang gepaart mit Talkshowtourismus, die Rechthaberei, die Realitätsverleugnung, Fremdabwertung und sein im TV öffentlich von ihm selbst thematisiertes Alkoholproblem sowie seine allgegenwärtige Paranoia gepaart mit kompletter Rücksichtslosigkeit gegenüber Impfgeschädigten spricht eine sehr deutliche Sprache.
        Um sein Versagen zu verschleiern hat er den Untersuchungsausschuss zur Corona-Politik mal fix verschoben weil ja die Zahlen nicht zur Verfügung stünden( für deren Erhebung er selbst mit verantwortlich ist).

        Unterm Strich:
        sich selbst darstellen, dabei alles verkacken und zur Ablenkung vom eigenen Totalversagen und der damit einhergehenden Schädigung Dritter wiederum mit dem Finger auf andere völlig unbeteiligte Sündenböcke zeigen.

        Die klassische Zusammenfassung also für das, was wir, als wir selbst noch klein waren, politisch unkorrekt immer „Arschlochkind“ genannt haben, destruktiv und asozial agierend und deshalb völlig ohne Freunde dastehend.

        Bei anderen Politikern sieht’s nicht viel besser aus, von der kriegshetzenden Außenministerin mit offensichtlicher Leseschwäche und ganz widerlichen Geschichtsverdrehungstendenzen ( ihr Opa habe angeblich im 2. Weltkrieg Europa gegen die Russen verteidigt ( wohlgemerkt, verteidigt… unter Hitler… der Russland aktenkundig überfallen hat …)
        bis zur morbide übergewichtigen Grünen-Politikerin Frau Lang, die kurz nachdem sich ihre Partei wegen Umwelt und Gesundheit für ein Verbot von MC Donalds etc. ausgesprochen hatte, beim Verdrücken einer ganz ordentlichen Portion eben jener Produkte erwischt wurde.
        Weiter geht es mit dem jüngsten Bundestagsmitglied, dass öffentlich lügt, dass sich die Balken biegen, noch nie wirklich was gearbeitet hat und nun anderen Leuten was über Moral erzählen will.
        Auch nett die OB von Berlin, die den Outcome ihrer gesamte akademische Karriere gefälscht hat.

        Die Liste ließe sich endlos fortführen
        Wer da immernoch glaubt, man hätte es hier mit integeren Personen zu tun, der tut mir auch nicht einmal mehr leid, denn so jemand macht diese Missverhältnisse durch das eigene Wegsehen möglich und fördert somit Korruption und Schädigung der durchschnittlichen Bürger.

        • Anett sagt:

          Liebe Anette, dein Post ist die allerbeste Bestätigung zum Thema:

          Der Narzisst ist selbst bestens über die NPS informiert.

        • Randi Dohrin sagt:

          Liebe Anette,

          mein Dank und Anerkennung für diese Worte, die ich voll und ganz genauso empfinde.

          Und die Thematik betreffend, ob Narzissten sich selbst bestens kennen, kann ich aus meinen gemachten Erfahrungen schreiben, dass sie es in aller Regel tun, auch wenn wir es immer mit einem Spektrum der NPS zu tun haben.

        • Lise1 sagt:

          Der Text ist mal ein schönes Anschauungsbeispiel, wie beliebigen oder prominenten Menschen nach Augenschein aus der Ferne von einem Laien eine Diagnose angehängt wird.

  2. lilli sagt:

    Hallo Peter B.,

    ja,
    dein klarer Gedanke zur Thematik,
    leuchtet auf der Straße der Freiheit!

  3. Mir wird momentan ständig von jemandem vorgeworfen, ich sei ein Narzißt, – ohne den geringsten Versuch einer ernsthaften Begründung, eher in so einer Art Mobbing-Modus. Er selbst fällt durch Maximalaussagen auf wie „Deine Kommentare sind vollumfänglich verzichtbar“ oder „Du bist Gift“, während er immer wieder Kommentare verfaßt, wo er z.B. aufgrund von mangelnder Lesekompetenz anderen nicht nur haltlose, sondern im Kontext auch völlig absurde Vorwürfe macht. Wo wir beim Begriff des Belastungseifers wären. Das ist, denke ich, auch typisch für Narzißten. Es ist jedenfalls erschreckend, wie unglaublich plump derjenige vorgeht.

    Es gibt also auch den Typus Narzißt, der sehr schlicht agiert und eher eine Karikatur ist.

    Davon abgesehen finde ich es problematisch, einfach vom Narzißten an sich zu sprechen. Meiner Meinung nach hat fast jeder Mensch narzißtische Züge. Auffallen tun dann aber eben nur so Typen wie Trump, Putin oder vielleicht Madonna.

    Und man sollte realisieren, daß Narzißten aus purer Not so handeln. Je größer (und unreflektierter) die innere Not, die unaufgearbeiteten Demütigungen in der Kindheit, desto narzißtischer ist derjenige. Es ist also Größenwahn aus Notwehr. Kein Mensch kommt als Narzißt auf die Welt.

    Man sollte Narzißmus als künstliche Selbstaufwertung verstehen, als eine Überlebensstrategie in einer Kindheit mit permanenten Abwertungen und mangelndem Respekt.

    • lilli sagt:

      Hallo Narzißmusversteher,

      mir ging es lange so, dass ich den sog. Narzissmus endlich verstand und anklagte,
      doch zu mir selbst über mein eigenes Fehlverhalten wie z.B.auch Rumschreien,
      nicht ganz ehrlich sein konnte bis zum Verdacht, ob ich etwa selber auch ungesunden Narzissmus hätte.
      Mir kam dann die Erkenntnis, auch durch Zuhören in der Selbsthilfegruppe EA, dass ich bei Stress und Sorgen Wein weglassen muss, um mich beherrschen und Abstand nehmen zu können.
      Niemand ist ein Engel, nobody ist perfect.
      Beim Prozess Amber Heard/Johnny Depp ist traurig mitanzusehen, wie sie als Co des Mannes mit massiven Narzissmusproblemen,
      mit betont braver Frisur ihr eigenes Fehlverhalten nicht einordnen kann.
      Herzlich lilli

  4. lisbeth sagt:

    Es gibt sogar starke persönlichkeitgestörte Narzissten, die selbst mit Therapeut/en/innen perfekt spielen können. Musste ich leider schon beobachten.

    • lilli sagt:

      Aus meiner Sicht benutzen Menschen mit großen narzisstischen Problemen,
      ihr Wissen über u.a. auch Narzissmusstörung,
      als Instrumentarium zum egozentrischen Überlegenspielen, Machtausübenversuchen.
      Sie erkennen von Themen nichts oder nur schwer
      im Sinne von Erkenntnis und verändern können zur menschlichen Weiterentwicklung.
      Das prallt an der Wand des offen oder verdeckt aggressiven Überlegentuns ab und
      dringt zum dahinter darbenden Menschen nicht oder nur schwer durch.
      Bei Therapeuten/innen mit großen Narzissmusproblemen dient der/ die Klient/in
      ihrem grandiosen oder verdeckten Überlegentun,
      so lange man das nicht merkt und beendet.
      Ich denke jedoch nicht, dass sich in ‚Befreiungs‘- Foren oder -Videos Narzissten/innen länger tummeln können. Sie können da ja die so bitter benötigte egozentrische Machtausübung nicht wirklich direkt am ‚Objekt‘ durchziehen.

      • lilli sagt:

        … Klienten/innen mit NPS- Problemen gehen, meiner Erfahrung in meiner Verwandtschaft nach,
        auf keinen Fall oder
        auf Druck von Angehörigen pro forma
        zum/r Therapeuten/in.
        Kennt diese/r sich mit NPS aus, versucht er dem/der Klient/in zu helfen.
        Kennt er/sie sich nicht damit aus, schauspielert der Narzisst/die Narzisstin eine Zeitlang Überlegenheit
        und ‚braucht‘ keine Therapie.

  5. Yvonne sagt:

    Genau das ist mir eben auch aufgefallen. Dies hat mich dann dazu bewogen, Foren und Videos über Narzissmus zu meiden. Nicht selten sind mir nämlich diese Narzissmus-Experten selbst recht narzisstisch vorgekommen. Ich kann mich da auch irren, aber diese ständigen Anklagen über diese schrecklichen Narzissten und ihr Verhalten; und das „Weisswaschen“ aller „Opfer“, ist mir irgend wann ebenfalls als narzisstisch rüber gekommen. Aber wahrscheinlich täusche ich mich da.

    • Peter B. sagt:

      Liebe Yvonne

      Ich bin der Meinung, es sei gut, differenziert zu bleiben und nicht die Flinte ins Korn zu werfen. Die Welt ist nicht schwarzweiß.

      Es gibt scheinbare Opfer, die letztlich Narzissten sind, die sich aufspielen. Und es gibt echte Opfer (oder „Survivors“, wie man sie im englischen Sprachraum bevorzugt nennt, „Überlebende“ also). Es ist wichtig, diese Survivors ernst zu nehmen und zu unterstützen.

      Wenn man alle Survivors pauschal als verkappte Narzissten klassifiziert, unterstützt man am Ende die Narzissten in ihrem Tun und Treiben. Nichts ist ihnen lieber, als wenn möglichst viel Dunst über der Thematik schwebt, denn dann sind sie fein raus.

      In der Thematik Narzissmus differenziert bleiben, ist anspruchsvoll. Aber wir sind es der Gesellschaft schuldig, und uns selber, wenn wir Narzissmus ausgesetzt sind.

      Kannst Du mit diesem Gedanken etwas anfangen?

      • AJ sagt:

        Danke Peter, für den Blickwinkel.
        Nach zweimaligen narzisstischem Missbrauch (über ingesamt 30 Jahren) befinde ich mich nach langer Aufarbeitungsphase mindestens 1x im Jahr in genau dieser Schleife. Und jedes Mal ertappe ich mich dabei, im Netz selber zu prüfen, wie hoch mein Anteil an narzisstischen Zügen ist. Mir selber ein „gesundes“ Selbstbewusstsein zuzusprechen, fällt mir immer noch schwer.

    • Michael sagt:

      🙏👌 Keiner ist perfekt! Letztlich geht es um Stimmigkeit und Klarheit in Beziehungen. Ursache und Wirkung und das auflösen von emotionalen Verletzungen (Traumatas aus der Kindheit) Jeder ist anders geprägt. Eine für beide gut zu verstehende Konfliktlösung zu finden.
      Die zwischen menschlichen Systemgesetze zu verstehen und zu leben. Seine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu haben. An sich selbst zu arbeiten nicht am anderen. 🔥

    • Sonja sagt:

      nein, du irrst nicht. es tummeln sich nirgendwo mehr narzissten als gerade in solchen foren und gruppen, zumindest online. irl würden die NPSler aus der gruppe fliegen. es ist schlimm, leider werden diese menschen immer mehr….

      • Tina sagt:

        Oh Yes, dass kenne ich!

        Unfassbar wie der Narz den Mediator, Psychologen und sonstige Menschen mit ihrem Hirnw.. kirre machen und das Gespräch führen, ohne dass das Gegenüber das registriert. Horror.
        Es gibt noch zu wenig Menschen die Erfahrung mit dieser Spezies haben um den Überlebenden (ja, ich nenne sie so!) zu helfen.

    • Oliver sagt:

      Hallo Yvonne,

      genau das ist mir vor Jahren auch immer mehr aufgefallen und eben auch aufgestossen: Selbsternannte Experten schwadronieren in reinen Schwarz-Weiß-Mustern in Videos und Beiträgen über die bösen Narzissten, und dass deren Opfer an der ganzen Misere überhaupt keine (Mit)Verantwortung trifft!

      Deshalb hab ich mich mal hingesetzt und selbst etwas recherchiert und reflektiert.

      Aus meiner Sicht, ist es nie so einfach schwarz-weiß. Es ist nie ein Zufall, wenn eine eher selbstunsichere Person jahrelang in einer narzisstischen Missbrauch-Beziehung ausharrt (Stichwort: narzisstische Kollusion oder Co-Narzissmus), ohne dabei irgendwie die Spielchen und Verhaltensweisen eines waschechten Narzissten in Schutz zu nehmen oder dem „Opfer“ Schuld zu geben.

      Wie heißt es so schön: Echte Veränderung beginnt immer mit dem ersten Schritt der Selbsterkenntnis. 😉

      • lilli sagt:

        Zu Jammern über Narzissten/innen

        als ich nach meiner ersten Partnerschaft mit einem Narzissten voll und lange auf der Schnauze lag
        und mir auch noch dämmerte bzw. mir Lichter aufgingen, dass ich aus einer narzisstischen Herkunftsfamilie komme,
        habe ich erst einmal lange gejammmmert.
        Ich verstehe das Jammern über Verletzungen durch und überhaupt über Narzissten/innen total.
        Die Länge des Tunnels ist bei verschiedenen Menschen verschieden.
        Meiner war lang… .
        Deshalb finde ich die Foren und Videos und Bücher zur Problematik wertvoll,
        auch weil man beginnt sich wieder eine eigene Meinung zu bilden,
        indem man nach und nach die aussucht, die einem weiterhelfen.
        Learning by doing …

    • Tina sagt:

      Liebe Yvonne,
      Ich weiß nicht, ob Du narzisstischen Missbrauchverfahren hast…

      Und es geht hier nicht um “weiß waschen”. Ich vergleiche es gerne mit diesem Beispiel:
      Du gehst auf dem Markt einkaufen und siehst diese leckeren, roten Tomaten. Du kaufst ein Pfund dieser Tomaten und nimmst sie mit nach Hause ohne zu wissen das unter den Tomaten nicht nur schlechte, sondern auch giftige beigemischt sind…

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