Die Entschuldigungen eines Narzissten

Es kommt zwar vor, dass sich Narzissten entschuldigen, doch meinen sie es in den meisten Fällen gar nicht ernst. Mit allen Mitteln versuchen sie, einer Entschuldigung zu entgehen, oder – wenn sie partout nicht zu vermeiden ist – , ihren Fehler zu verharmlosen. Für Narzissten stellt es eine unerträgliche Erniedrigung dar, sich ein Verschulden eingestehen und bei einem anderen entschuldigen zu müssen.

Die Entschuldigungen eines Narzissten

Bild: © believeinme33 – 123rf.com

Bei einer Entschuldigung handelt es sich um eine Bitte um Verzeihung. Man gesteht, einen Fehler gemacht, sich falsch verhalten und damit einem anderen wehgetan und geschadet zu haben. Dabei kann eine Befreiung von der Schuld nur durch den Geschädigten erfolgen, der diese dem Verursacher nicht nachträgt. Derjenige, der seine Schuld einsieht und tilgen möchte, macht sich somit von der Gnade des Geschädigten abhängig.

Da es ein Narzisst hasst, abhängig von anderen zu sein und sich deswegen klein und unterlegen zu fühlen, zieht er es vor, auf keinen Fall in die Lage zu kommen, sich für irgendetwas entschuldigen und dann auf die Vergebung des Geschädigten hoffen zu müssen. Daher entgeht ein Narzisst der Schmach einer Entschuldigung, indem er vor sich selbst erst gar keine Schuld auf sich lädt und die Verantwortung für einen Fehler oder ein Missgeschick auf andere lenkt. Statt einem anderen zu helfen, sich aufgrund eines ehrlichen Eingeständnisses besser zu fühlen, interessiert sich der Narzisst nur dafür, sich nicht selbst schlecht fühlen zu müssen.

Narzissten wollen die Fassade einer perfekten Persönlichkeit unbedingt aufrechterhalten und vermeiden es daher entweder, überhaupt Fehler zu machen, oder geben sie – wenn sie doch geschehen – nicht zu. Der Narzisst neigt in solchen Fällen zur Schuldumkehr, indem er anderen den Fehler in die Schuhe schiebt und sich selbst als Unschuldslamm präsentiert. Statt sich einen Fehler einzugestehen, leugnet er lieber die Wahrheit und verdreht die Tatsachen so sehr, dass der Geschädigte am Ende denken muss, an dem Zustand, den der Narzisst herbeigeführt hat, selbst schuld zu sein.

Eine Entschuldigung ist für einen Narzissen eine Erniedrigung

Dabei wäre eine ehrliche Entschuldigung für den Geschädigten sehr tröstlich, weil man zum einen durch ein Schuldeingeständnis dessen emotionale Verletzung akzeptiert und zum anderen damit beweist, dass man auch weiterhin an einer guten Beziehung interessiert ist. Eine Entschuldigung trägt wesentlich dazu bei, Vertrauen aufzubauen oder wiederherzustellen und somit ein tragfähiges Miteinander zu gestalten. Mithilfe einer Entschuldigung bringt man dem Geschädigten seine Wertschätzung entgegen und signalisiert ihm, dass er einem wichtig ist.

Für einen Narzissten kommt eine Entschuldigung jedoch einer Erniedrigung gleich: Der Narzisst meint, ein durch und durch schlechter und unwürdiger Mensch zu sein, wenn er einen Fehler zugeben und sich entschuldigen muss. Daher weicht er einer unangenehmen Situation aus, in der er Kritik und Belehrungen über sich ergehen lassen und sich vor einem anderen klein machen muss. Ein Narzisst will sich ausschließlich groß fühlen, um nicht mit seinen Schamgefühlen in Kontakt zu kommen.

Ein Narzisst wehrt sich daher mit allen Mitteln gegen das Aussprechen einer klaren und aufrichtigen Entschuldigung. Häufig muss man einen Narzissten erst dazu zwingen, sich zu entschuldigen, indem man ihn seiner Vergehen eindeutig überführt und glasklare Beweise auf den Tisch legt – ansonsten bekommt man nie ein Schuldeingeständnis von ihm zu hören. Man muss ihm seine Fehler unwiderlegbar vor die Nase halten, dann kann es sein, dass er zumindest etwas kleinlauter wird.

Wie entschuldigt sich ein Narzisst?

Ein Narzisst geht im Fall einer Schuldzuweisung und der Aufforderung, sich zu entschuldigen, in der Regel nach folgendem Schema vor:

1. Er weist jegliche Schuld von sich: Er entschuldigt sich zunächst überhaupt nicht, weil er nicht einsieht, einen Fehler gemacht zu haben, und schreibt stattdessen die Schuld dem Geschädigten selbst, anderen oder den Umständen zu, so dass seine Weste sauber bleibt. Um den Verdacht tunlichst von sich abzuwenden, moniert er sogar noch das Missgeschick, für das er selbst verantwortlich ist, gefolgt von Belehrungen, wie man es hätte besser machen können. Oder er belächelt die anderen, die aus seiner Sicht falsch gehandelt haben und nun für den Fehler geradestehen sollen.

Zuweilen spielt der Narzisst auch die beleidigte Leberwurst, weil man es gewagt hat, ihn zu beschuldigen. Nicht selten kommt es dann zu tagelangem Schweigen, bei dem am Ende der Betroffene auf den Narzissten zugehen und sich seinerseits dafür entschuldigen muss, ihn mit seinem Verdacht verletzt zu haben. Der Betroffene, der an sich gar nichts falsch gemacht hat, muss zu Kreuze kriechen, damit wieder Frieden herrscht und die Größe des Narzissten wiederhergestellt wird. Die Verletzung bleibt damit aber weiterhin bestehen, weil dem Narzissten die Erhaltung seines grandiosen Selbstbilds wichtiger ist als der Trost des Geschädigten.

2. Er gesteht, spielt seine Schuld aber herunter: Gelingt es ihm nicht, die Schuld in eine andere Richtung zu lenken und um eine Entschuldigung herumzukommen, weil seine Verfehlung zu offensichtlich und keine Ausrede glaubhaft genug ist, muss er seine Schuld bekennen. Dennoch will er dabei sein Gesicht nicht verlieren und neigt dann zu Entschuldigungen, die nicht gradlinig und authentisch sind, sondern überzogen oder ausweichend, und den Schmerz des anderen eher erhöhen, statt ihn zu lindern. Hier folgen einige Beispiele:

Generalisierte Entschuldigung: Wenn der Narzisst sich entschuldigt, dann stellt er es so hin, als würde er grundsätzlich alles falsch machen: „Immer schiebst du mir den Schwarzen Peter zu!“ – „Tut mir leid, dass ich lebe!“ – „Tut mir leid, dass du mich geheiratet hast und nun mit mir zurechtkommen musst!“ Er konkretisiert nicht, was ihm eigentlich leid tut, sondern bringt mit seinen Worten eher seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass er sich rechtfertigen muss. Im Grunde weiß er aber gar nicht, worüber sich der andere aufregt und wofür er sich entschuldigen soll. Es ist nur eine Form der Beschwichtigung, bei der keine Reue und keine Scham mitschwingt.

Schuld aufwiegen: „Gut, ich entschuldige mich, aber ich verstehe wirklich nicht, warum du mir das übel nimmst, wo ich doch schon so viel für dich getan habe!“ – „Warum hast du so ein schlechtes Bild von mir nach dem, was ich alles für dich getan habe?“ Der Narzisst entschuldigt sich zwar, muss aber seine guten Eigenschaften oder Verdienste unbedingt dagegenhalten, damit zum einen sein Vergehen nicht so dramatisch wirkt und zum anderen auch bei dem anderen Schuldgefühle ausgelöst werden.

Mit dem Finger auf andere zeigen: „Gut, es war nicht richtig von mir, aber du bist ja auch nicht besser!“ – „Du hast neulich selbst …“  Das eigene Vergehen wird mit vorherigen Fehlern des Geschädigten verglichen und auf diese Weise relativiert. Oder: „Wieso muss ich mich immer für alles entschuldigen und du brauchst dich nie zu entschuldigen!“ Der andere erhält auf diese Weise ebenfalls eine Schuld zugewiesen, so dass der Narzisst mit seiner Schuld nicht allein bleiben und sich deshalb nicht so schlecht fühlen muss.

Entschuldigung mit Androhung: „Na gut, dann entschuldige ich mich eben, aber wenn du das nächste Mal einen Fehler machst, werde ich dich auch nicht so einfach davonkommen lassen!“ Wenn der Narzisst schon eine Schuld auf sich nehmen muss, dann nur unter der Bedingung, dass es dem anderen auch nicht besser ergeht, wenn dieser mal einen Fehler macht.

Uneinsichtige Entschuldigung: „Dann entschuldige ich mich eben bei dir, damit du nicht mehr weinst.“ – „Was für ein Affentheater nur wegen einer Entschuldigung!“ – „Als wenn eine Entschuldigung das Wichtigste auf der Welt wäre!“ – Der Narzisst trivialisiert die Notwendigkeit einer Entschuldigung und wird dabei noch zynisch.

Entschuldigung mit Vorwurf: „Wärst du nicht so empfindlich, müsste ich mich jetzt nicht entschuldigen!“ – „Wärst du nicht immer so kleinlich/humorlos/ungebildet, würden wir gar nicht über die Sache reden!“ Die Beschwerde wird an den Geschädigten zurückgegeben, weil dieser angeblich zu wenig Humor, Toleranz, Verständnis oder Erfahrung hat.

Saldierende Entschuldigung: Der Narzisst entschuldigt sich zwar ordnungsgemäß, sobald dem anderen aber auch nur der kleinste Fehler unterläuft, wird dieser sofort von dem Narzissten ermahnt, sich ebenfalls zu entschuldigen. Der Narzisst erwartet dann in der Regel eine Entschuldigung, die sehr viel reumütiger und beschämender ausfällt und für den anderen sehr viel erniedrigender ist als seine eigene.

Theatralische Entschuldigung: „Es tut mir ja so leid, wie kann ich das nur je wiedergutmachen!“ Der Narzisst fällt auf die Knie und bettelt auf theatralische Weise um Vergebung. Er zieht den ganzen Vorgang der Entschuldigung durch diese inszenierte Überzogenheit ins Lächerliche.

In seinen Entschuldigungen ist weder ein Hauch von Reue zu erkennen noch der Ernst, den die Angelegenheit verdienen und dem Geschädigten helfen würde, über die Enttäuschung hinwegzukommen. Die Entschuldigungen des Narzissten zeugen von Arroganz, Uneinsichtigkeit, Überheblichkeit und mangelndem Respekt.

Einem Narzissten fällt es extrem schwer, eine Entschuldigung ohne Rechtfertigungen, Gegenvorwürfe oder Bagatellisierungen zu äußern. In den allermeisten Fällen entschuldigt er sich nur, um endlich wieder seine Ruhe zu haben und aus dem Fadenkreuz der Kritik zu kommen. Im Grunde weiß er aber gar nicht, warum er sich entschuldigen muss. Er will einfach nur eine für ihn unangenehme Situation beenden.

Eine Entschuldigung muss schnell über die Bühne gebracht werden

Um sich authentisch entschuldigen zu können, muss man Anteil nehmen an den Gefühlen anderer und Verständnis für deren Situation und Leid aufbringen können. Man muss mit dem anderen mitfühlen und seine Tat in Bezug auf den entstandenen Schaden reflektieren können. Beides ist einem Narzissten aber nicht möglich: Aufgrund mangelnder Empathie meint er, dass sein Vergehen nicht so schlimm und im Grunde nicht der Rede wert sein kann.

Aus diesem Grund fallen seine Bemühungen um Wiedergutmachung eher spärlich aus. Ein aus seiner Sicht lächerlicher Fauxpas wie eine ausgerutschte Hand, eine schamlose Lüge oder mehrmaliges Fremdgehen wird dann mit einem üppigen Blumenstrauß oder einem teuren Ring kurzerhand ungeschehen zu machen versucht, um dann wieder zur Tagesordnung überzugehen, so als wäre nichts geschehen. Dieses Möglichst-schnell-abhaken-Wollen allein zeugt schon von einer gewissen Uneinsichtigkeit und davon, dass es gar nicht darum geht, ein Fehlverhalten bei sich selbst zu erkennen und daraus zu lernen, sondern den Partner einfach nur zu besänftigen und die ganze Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, damit der Narzisst so weitermachen kann wie gewohnt. Es geht ihm bei seiner Entschuldigung nur um sich selbst – den Geschädigten sieht er dabei nicht.

In manchen Fällen geht der Narzisst sogar so weit, sich später dafür zu rächen, wenn er sich dazu genötigt sieht, sich zu entschuldigen. Da ein Narzisst eine erzwungene Entschuldigung als tiefe Kränkung erlebt, wird er den anderen nicht ungeschoren davonkommen lassen. Zu gegebener Zeit wird er zurückschlagen und den Geschädigten so demütigen, wie er meint, gedemütigt worden zu sein. In den allermeisten Fällen empfindet ein Narzisst den Wunsch, er möge sich entschuldigen, als Unverschämtheit und einen Angriff auf seine Würde.


Autor der Webseite

Mein Name ist Sven Grüttefien. Ich bin der Verfasser dieser Webseite. Als ausgebildeter Heilpraktiker für Psychotherapie habe ich mich auf die Beratung von Menschen, die unter narzisstischen Missbrauch leiden, spezialisiert und biete zu diesem Thema zahlreiche Bücher, Coachings, Seminare und Vorträge an.

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Veröffentlicht in Blog, Eigenschaften eines Narzissten
41 Kommentare zu “Die Entschuldigungen eines Narzissten
  1. Karate Mark sagt:

    In den 10Jahren hatte sich meine Ex nie entschuldigt,bis auf einmal – weil sie an dem Tag nämlich unbedingt zu Ikea wollte.
    Während eines Streites,der wie immer aus dem Nichts ausbrach,sagte ich zu ihr. Da es einer königlichen Hoheit,wie ihr es seit, nicht geziehmt,sich wie normal sterbliche zu entschuldigen – sag ihr dir jetzt, du brauchst es auch nicht mehr.
    Denn : Ich vergebe dir,für all das was du mir je angetan hast und und vergebe dir je antun wirst.

  2. Dina sagt:

    Der Artikel ist sehr lesenswert.
    Aber was kann man machen, wenn die eigene Mutter nur hinter meinem Rücken total schlecht über mich redet? Zu mir selbst tut sie immer so als ob alles gut wäre und prima aber hintenan nur gezicke und Boshaftigkeit. Das Problem ist ich kann es leider nicht ansprechen da ich das Vertrauen der Person (die mir das danach erzählt)nicht verletzen möchte/kann. Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr was ich überhaupt noch sagen kann um nicht in Missgunst zu fallen. Uns sag ich nichts /zieh mich zurück ist’s auch nicht Recht. Egal was ich tue ich bin die „blödeKuh“ .
    Mein Bruder ist der Beste, danach kommt sofort meine Schwester und dann lange lange nichts irgendwann ich.

    • Waltraud sagt:

      Hallo Dina,
      Du kannst nichts tun. Nur in Distanz gehen, um Dich zu schützen. Ich kenne das in anderer Konstellation und hab mich immer gewundert, bis ich hinter die Störung kam. Keine Infos wenn möglich, halte ich für das Beste. Alles Gute

  3. Arthur sagt:

    Ein sehr zutreffender Artikel. Bei meiner Frau war die Entschuldigung, nachdem sie der Familie wiederholt ernsthaften Schaden zugefügt hatte: „Es tut mir leid, was das in Dir auslöst“. Nicht: „Es tut mir leid, was ich gemacht habe“, sondern meine negative Empfindung sollte dann das Thema sein.

    • Silver sagt:

      Das ist ja übel und eine typische Reaktion! Schuldumkehr ist zusammen mit Projektion eine der fiesesten Waffen im Narzisstenwaffenschrank.

  4. Sophia sagt:

    Ich bin seit fünf Jahren vin einer maligner Narzistin verfolgt.
    Gestern habe ich ihre neuste Attacke erlebt.
    Der Auslöser war , dass diese Person einer dreisten Lüge überführt wurde.
    So ein Potential an Aggression, Unbeherschung, Respektlosigkeit habe ich trotz meines Alters von fast 60 Jahren noch nie in meinem Leben erlebt.
    Ich bin heute wie im Trance, am Boden zerstört und weiß mir keinen Rat mehr bzw. keinen Ausweg.
    So sieht die Sache aus .
    Ich versuch mich abzulenken aber die Gedanken kreisen nur um das Thema.

    • lilli sagt:

      Liebe Sophia,
      das kann dir wohl jeder hier jeder nachfühlen.
      Seit meiner Mutter fand ich langsam aber sicher, erst unbewusst und ab meiner Lebensmitte bewusst,
      durch Literatur zum Thema, Psychotherapie, Selbsthilfegruppe EA,
      Familienberatungsstelle
      und last but not least
      dank Sven Grüttefiens fachkundiger, differenzierter Site hier,
      aus der,
      bei mir auch noch helferkranken,
      Bindung zu Menschen mit Narzissmusproblemen,
      heraus.
      Du schaffst das auch, dich nicht mehr auf diese Freundin mit ihren Narzissmusproblemen einzulassen, sondern
      Abstand zu nehmen.
      lilli

  5. Hai Fisch sagt:

    Für mich ist es nicht einmal schlimm,
    dass der Narz sich nicht entschuldigen kann.
    Schlimm ist nur, was es mit mir macht.

    Man kann es am besten mit Hunger vergleichen.
    Ich bin hungrig, möchte gern eine Entschuldigung essen,
    damit ich satt und wieder ausgeglichen bin.
    Jeder normale Mensch tut das,
    und dann ist die emotionale Sattheit, Bilanz wieder okay.

    Beim Narz wird der Hunger immer grösser,
    und am Ende bekommt man unter grösstem Druck
    bestenfalls kalorienfreie Nudeln.
    Ganz kurz fühlt es sich wie „satt“ an,
    dann kommt der Hunger umso schlimmer zurück.

    Und, um im Bild zu bleiben,
    die Anorexie kommt dann schleichend dazu.
    Wenn man nie satt wird, verhungert man stückweise.
    Und genauso fühlt es sich für mich an.

    Der Narz entschuldigt sich nicht – der Hunger bleibt.
    Der Narz entschuldigt sich inhaltfrei, der Hunger bleibt.
    Der Narz entschuldigt sich, aber mit ABER..
    was auch immer dann kommt – der Hunger bleibt.
    Und am Ende geht man woanders Essen,
    oder man verhungert.

    Lieben Gruss

    • Waltraud sagt:

      Der Narzisst müsste sich ja unentwegt entschuldigen, aber in meinen Augen ist es nicht entschuldbar, was er bewusst abzieht in Dauerschleife. Und wenn eine Entschuldigung kommt, kann man sicher sein, das er sich nur zu eigenen Gunsten entschuldigt. Solange man seine ganze Verlogenheit noch nicht durchschaut hat, beeindruckt das vielleicht noch. Nichts am Narzissten ist echt.

  6. lilli sagt:

    Hallo,

    wie wahr, wie wahr!
    Danke, Sven Grüttefien!
    Danke allen, die hier schreiben!
    Zu meinem Mann und seinen Narzissmusproblemen halte ich genug Abstand.
    Wenn ich ihn mal frage: Was ist das, dass du so überlegen spielen musst und wir nicht gleichwertig einfach nur verschieden sein können ?,
    dann ist er irtitiert –
    und versteht ziemlich ‚Bahnhof‘.
    Zu ihm bin ich genug abgegrenzt.
    Doch bei einer Freundin fällt mir wie Schuppen von den Augen: Sie bedankt sich ständig und entschuldigt sich ständig.
    Und wenn -ich- eine Idee einbringe, dann wird nichts Gescheites daraus. Und das mache ich seit Jahren alle paar Wochen oder auch Monate immer wieder mal mit.
    Ähnlich wie bei meiner Mutter,
    nur durch dieses ständige bedanken/ sich entschuldigen meiner Freundin und die wochenlangen Abstände für mich mal wieder schweer zu realisieren gewesen.
    Uff! Echt blöd!
    Ich lebe viel viel mehr selbst als damals, als ich noch unter Mamas ‚Fuchtel‘ war.
    Doch Menschen mit narzissmusgestörten Zügen rühren mich immer noch an, und ich muss genau auf die Farbe der Ampel schauen:
    Bei gelb bremsen und abbiegen !
    Nicht bei Rot durchfahren und mich wundern, wenn nichts, gar nichts, überhaupt nichts Gescheites dabei rauskommt !
    lilli

    • lilli sagt:

      … das oben genannte Bild vom Durchfahren bei Rot, beginnt eben schon damit,
      dass ich zu so einem Menschen wie diese Freundin überhaupt wieder Verbindung aufnehme,
      wenn doch nach den anfänglichen pbertriebenen Charmeattacken das Entgegenkommen abnimmt und immer weniger wird, sie aber ab und zu unangemeldet überfallartig rücksichtslos aufkreuzt und voll beachtet werden will.
      Ich tendiere immer noch dazu solch egozentrische Rücksichtslosigkeit zu beschönigen.
      Da brauche ich nicht ihre unehrliche Entschuldigung fürs egozentrische Reinplatzen.
      Da brauche ich sofort die Umsetzung eigener persönlicher Ziele und sei es nur, erst mal ein paar Lebensmittel für mich einzukaufen.
      lilli

  7. Mariadirohan sagt:

    Hallo, Herr Grüttefien,
    woher kennen Sie meinen Lebenspartner?
    Wenn ihm etwas heruntergefallen ist, habe ich Schuld, weil ich es dorthin gestellt habe!
    Typisch ist auch die Antwort, wenn ich ihm anbiete, ihm zu helfen: „Wenn du das möchtest!“ Nicht „Danke, das wäre nett!“

  8. Amy sagt:

    Narzisstisch Gestörte können sich vielleicht ggf. entschuldigen, aber nur, um ihr Opfer und ihre Umgebung durch ihre vermeintliche Einsicht besser manipulieren zu können.
    Was ihnen niemals einfallen würde, ist, ihr Gegenüber um Entschuldigung zu bitten.
    Nicht bitten zu können ist ein typisches Erkennungsmerkmal. Annehmen können sie auch nichts, denn auch wenn man ihnen etwas gibt, das sie wollen gehen sie davon aus, dass sie den Geber dazu überredet haben, und dass dieser aus freien Stücken niemals etwas für ihn tun würde. Needless to say, sie schließen von sich auf alle anderen.

  9. Daniela Kronester sagt:

    Einfach super,alle Arten von Entschuldigung waren 1 zu 1, musste schon fast lachen.

  10. Mimi sagt:

    Sehr treffender Artikel! Auch von meiner Seite an dieser Stelle ein Dankeschön, ich lese hier schon seit 6 Jahren und diese Seite hat mir sehr geholfen narzisstische Muster zu erkennen und mich abzugrenzen.
    Im Bezug auf Entschuldigung von Narzissten auch eine sehr raffinierte Taktik, gleich nach „Das habe ich nie gesagt“: das „Ich hab mich doch schon entschuldigt“-Gaslightning, wobei natürlich niemals eine Entschuldigung erfolgt war. Diese verlogene Dreistigkeit macht mich immer wieder fassungslos und ich kann mich gar nicht entscheiden was gruseliger wäre… dass ein Narzisst genau weiß, was er da gerade tut oder, dass er sich selbst auch belügt.

    • lilli sagt:

      Hallo Mimi,

      diese verlogene Dreistigkeit, wie du schreibst, ist unerträglich,
      und kann nur mit viel oder völligem Abstand zum eigenen Selbstschutz abgegrenzt werden.
      Doch heute sehe ich diese Verlogenheit milder. Diese ‚Dreistgkeit‘ ist das zwanghafte Mittel, die Minderwertigkeitskomplexe im tiefen Inneren durch offene Grandiosität oder verdecktes Überlegenfühlen, zu überdecken.
      Sie haben, von mir laienhaft zusammengefasst,
      (siehe Thema Narzissmus der Fachärzte hier auf Sven Grüttefiens Site)
      ein überhebliches Schema und davon abgespalten ein minderwertiges Schema in sich.
      Sie fallen zwanghaft ausschließlich in das erste hochmütige Schema oder ausschlieslich in das zweite abwertende Schema.
      Ihre eigenen Stärken und Schwächen zusammengefasst auf der menschlichen Ebene zu spüren, das können sie nicht.
      Deshalb lügen und manipulieren sie zwanghaft rücksichtslos für ihre von ihnen als wirklich empfundene Überlegentuerei,
      und können die anderen nur für ihr bodenloses Anerkennungsbedürfnis ausnutzen.
      Meine narzisstische Mutter war autodidaktische Künstlerin, studierten Künstlerkollegen gegenüber fühlte sie sich minderwertig. Sie saugte Anerkennung auf wie ein ständig austrocknender Schwamm und war in ihrer erfolgreichen künstlerischen Tätigkeit ein Workoholic, deren als Kinder und Jugendliche abhängigen Töchter ihr zur Hand gehen mussten,
      wovon ich total helferkrank gewesen war.

      • Mimi sagt:

        Hallo lilli,

        Ich weiß durchaus um die Hintergründe für das niederträchtige Verhalten von Narzissten. Mich stimmt dies jedoch nicht milde weil narzisstisch Gestörte sich auf Kosten des Seelenheils anderer bereichern und dies destruktiv und zerstörerisch für alle Beteiligten ist. Schließlich ist das ganze ein Fass ohne Boden, der Narzisst wird niemals satt sein, sich immer neue Quellen suchen und überall nur verbrannte Erde zurück lassen. Die Spielarten von Narzissten sind schon als erwachsener Mensch unerträglich aber insbesondere wenn Kinder im Spiel sind, ist das Maß einfach voll. Letztlich ist ein Narzisst kein halluzinierender Psychotiker sondern zurechnungsfähig und vollumfänglich verantwortlich für sich selbst und sein Verhalten, das einem Kind gegenüber durchaus als Seelenmord bezeichnet werden kann. Auch diese Form von Mord sollte meiner Meinung nach nicht verjähren. Vielleicht könnte ich eine solch mildernde Sichtweise an den Tag legen wenn Narzissten keine Kinder mehr bekommen und nach ihren Gelüsten misshandeln können oder zumindest dafür bestraft und in die Forensik verfrachtet werden. Aber solange die alle frei rumlaufen und ihr Leben genießen dürfen, werde ich einen Teufel tun und Ihnen gegenüber eine wohlwollende oder verständnisvolle Haltung einnehmen.

  11. Susa sagt:

    Ich kenne noch die Variante, als ich über das an mir begangene Unrecht sprechen wollte – und auch eine Entschuldigung verlangte (und die an mir begangene Tat war fast existenzvernichtend gewesen):

    „Also jetzt ist es wirklich mal gut. Können wir nicht endlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehen? Es ist doch vorbei!“

    Ich bestand darauf, über die Ereignisse zu sprechen – allein schon, damit sich das nicht wiederholen würde.

    Es wurde alle abgebügelt, und irgendwann wie auf Knopfdruck nur noch rumgeschrien: „Ich erwarte, dass du einen Schlussstrich ziehst! Ich WILL darüber nicht mehr reden! Das ist vorbei!“

    Es war kein Ehepartner, sondern eine schwer narzisstische Mutter.

    Und das war der Endpunkt unserer Beziehung. Das gab mir dann endlich die Kraft, den Kontakt abzubrechen und das auch durchzuhalten.

    • Mimi sagt:

      Hallo Susa,

      Oh ja, diese Spielart habe ich auch schon live erleben müssen, bei mir war es die Stiefmutter. Nachdem sie mich in der Öffentlichkeit in einem Anfall narzisstischer Wut ganz mies bloßgestellt hat und ich sie zur Rede stellen wollte, wurde sie plötzlich ganz zickig und unwirsch und sagte wortwörtlich: „Da muss man jetzt nicht stundenlang drüber reden!“, dabei hatte ich gerade mal 2 Sätze gesagt und eine Entschuldigung blieb selbstredend wieder komplett aus. Auch für mich war das nach vielen fiesen Intrigen über die Jahre von ihr mein Sprungbrett raus aus dieser Dynamik.

  12. Gabriele sagt:

    Menschen in giftigen Beziehungen ergänzen sich sinnlos.
    Wenn es nur Paare gäbe, die aus aufrichtiger Zuneigung beieinander wäre, gäbe es wohl 80 % Singles.

    • lilli sagt:

      Hallo Gabriele,
      deine Aussage berührt mich!
      Ich denke schon, dass aufrichtige Zuneigung und „sich ergänzende“ Narzissmusprobleme und Helfersyndromtick,
      sich nicht ausschließen.
      Ich denke schon, dass meine Eltern aufrichtige Zuneigung nicht nur aber auch, hatten.
      Mein helferischer Vater, der gern ein guter Techniker war,
      meine künstlerische egozentrische Mutter, dass er an ihrer Kunst Freude hatte,
      so wie sie an seinem technischen Verstand.
      Er hat uns Kinder bestärkt, z.B. uns nach der Führerscheinprüfung mit seinem Auto fahren lassen etc.,
      Als junge Erwachsene hatte ich den Kontakt zum Elternhaus bis zum Unfalltod eines meiner Geschwister abgebrochen.
      Jahre danach war dies wieder nötig für mich.
      Heute bin ich selber älter und verstehe meinen verstorbenen Vater besser. Den Optimismus, dass es einen guten Weg gibt, doch keinen perfekten, habe ich von ihm.
      Von meiner ziemlich egozentrischen Mutter habe ich die Liebe zur Kunst.
      Den Beitrag von Silver weiter unten vom 14.Februar, finde ich hierzu auch aufschlussreich.
      Man bzw. ich musste erst mal begreifen, was ich selbst zum unguten „Ergänzen“ beitrage.
      Mein Mann und Vater unserer Kinder ist meine dritte Partnerschaft.
      Die zweite war schon besser als die erste.
      Nun in der langjährigen dritten, hab ich vor allem mich selbst vom alten Muster befreit.
      Wir bleiben zusammen, ich lese und lerne u.a. hier bei Sven Grüttefien, …,
      und was mich betrifft, sage ich mit dem Jack-Nickolson-Film: ‚Besser geht’s nicht‘.
      Learning by doing.
      lilli

  13. Grit sagt:

    Ich finde es immer wieder überraschend, wie identisch die Wortwahl, die Sätze -Satzbildung ist. Ich kann die Beispiele aus dem Beitrag und die Beispiele aus den Antworten nicht bei Freunden, Familie oder Bekannten finden, NUR bei einer Person, einem Narzissten. Auch Beispiele aus anderen Büchern oder Artikeln, was einen Narzissten stört, was er moniert usw. sind in der Art und Weise und wie sie formuliert werden, identisch. Das finde ich einerseits erschreckend, andererseits ist es dadurch nach einiger Zeit sehr einfach zu erkennen, was gerade passiert. Es ist wie ein Code, eine Geheimsprache, die ich jetzt verstehe.

    • Andrea sagt:

      Hallo Grit,

      ja es ist der Wahnsinn, dadurch das ich mit meinem liebsten Menschen auf dieser Welt 4J dieses Drama hatte und durch seine Verhaltensweise, Ghosting, andere Frauen. Deshalb unsere Freundschaft fast am Ende war, durch Streit wegen diesem Menschen. Sie alles dafür tat ihn irgendwie zurück zu bekommen und natürlich nach über 1J auch passierte, er natürlich das gleiche Programm wieder abzog, nur schlimmer, was unsere Freundschaft so belastet. Meine Worte waren immer bitte lass mir das nicht passieren, sowas hält doch keiner aus.

      Tja es passierte, der Vorteil ich konnte von Beginn mit ihr reden, meine Bedenken aussprechen, Sie war skeptisch und sagte oft, er ist doch nicht so, Spielchen, Liebesentzug usw… All dies lies mich sehr vorsichtig agieren. Nun nach 1,5J der Konflikt den er nicht umgehen konnte, weil ich nicht mehr konnte. Es folgte Ghosting, was sonst, zur Entschuldigung, nun denn es stimmt, dann der Monolog wie arm er dran ist, ich brauche Zeit, mir wird alles zu viel, schau mich doch an wie es mir geht, die Welt ist so ungerecht, es wurde Schluss gemacht, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich weiß nicht wie oft ich mich fragte, ob ich nach dieser Erfahrung mit meiner Freundin einfach zu vorsichtig bin, aber seine Verhaltensweise war einfach zu eindeutig, mir ging es nicht gut und ich wollte immer nur das es nicht so sein soll, wenn dann die schönen Momente folgten.

      Es hilft mir, dass ich mit ihr reden kann und wir sind beide so erstaunt, dass das Verhalten wirklich eins zu eins ist, fast schon komisch. Zeitgleich zu meinem entsorgen hat sich natürlich der Ex von ihr gemeldet, unglaublich, ich bin so froh das Sie es überstanden hat und Er nur noch ein müdes Lächeln wert ist. Das alles hilft mir, mich niemals bei ihm zu melden, mir nur die wirklich unmöglichen Verhaltensweisen vor Augen führe, die schöne Zeit ausblende, denn ich weiß ganz genau, er ist es nicht wert!!!! Deshalb behaltet immer eure wirklich wichtigen Freundschaften bei euch, denn ohne dieses Wissen bin ich mir ganz sicher, würde ich total anders reagieren und Sie sagt jetzt zu mir was ich ihr damals immer sagte, diesmal ohne Streit, denn wir beide wissen was solche Menschen mit einem anstellen.

  14. Amelie sagt:

    Es gibt noch eine folgende raffinierte Variante, die ich lange Zeit nicht verstanden habe:
    „Wir sind beide nicht einfach“

    „Wir ghosten uns beide“

    „Wir sind beide stur“

    „Wir haben beide schuld, deshalb müsstest du dich auch entschuldigen.“

    Mein ehemaliger Partner wusste damals nicht, was ghosten bedeutet. Er ging(8×) einfach, um mich zu bestrafen. Ich ging, um zu heilen und dennoch sagte er später, daß wir beide gleich sind.

    • Anni sagt:

      Diese „Masche“ kenne ich auch.

      „Ich weiß, dass ich anstrengend bin“ – „Aber DU wolltest mich ja haben.“

      Womit wieder klar war, wer den Schwarzen Peter zugeschoben bekommt.

      Ich kann dem Beitrag von Sven Grüttefien wieder einmal nur uneingeschränkt zustimmen. Was für eine perfekte Beschreibung. Besonders Variante 1 kommt mir sehr bekannt vor.
      Vielen Dank für dieses Forum – es hat mir sehr geholfen, das Hamsterrad zu verlassen und auch zu verstehen, warum ich so lange dazu gebraucht habe.

      • lilli sagt:

        Liebe Anni,
        das ‚Hamsterrad‘ gibt mir verschärft zu denken:
        Bin ich da gerade wieder im Hamsterrad, wenn ich mir doch noch zu viel gefallen lasse ?
        Diese Masche, sich ab und zu übertrieben zu entschuldigen:
        Mein Mann mit seinen Narzissmusproblemen tut dann übereifrig übertrieben Selbstverständliches wie Müll rausbringen,
        was er jedoch als meine eigentliche Aufgabe sieht.
        Mit dieser Masche strickt er an seinem Bedürfnis, der Überlegene zu sein, weiter: ‚Du beschwerst dich über mich? Schau, du Unfähige, ich trag doch gerade den (deinen) Müll raus!‘
        Bin ich doch immer wieder noch im Hamsterrad und falle rein auf die übercharmante lovebombende Seite, des zwar nicht so krassen wie meine Mutter und die beiden vorigen Partner,
        aber doch auch Narzissten ?Jedenfalls grenze ich mich beim Thema Entschuldigung nun viel bewusster ab, nachdem es mir bei einer langjährigen Ab-und-zu Freundin nach dem Lesen dieses Themas ‚Die Entschuldigungen eines Narzissten‘ so klar wie Kloßbrühe geworden war,
        wie ich am 17.2. hier beschrieben habe.
        Ich bin die gaaanz laaangsame Learning-by- Doing- Angehörige!
        Du schreibst, du verstündest heute,
        warum du so lange gebraucht hast.
        Ich erkenne zum Teil immer noch nicht, dass ich tatsächlich wieder im ‚Hamsterrad‘ gelaufen war.
        Doch wer hier schreibt und wie ich u.a. hier liest, liest und liest,
        gewinnt immer mehr Boden unter den Füßen.
        Danke!,
        lilli

        • Anni sagt:

          Liebe lilli,
          immer wieder schön, von dir zu lesen.
          Und ich denke auch, dass das lesen und schreiben hier ganz erheblich dazu beiträgt, sich freischwimmen zu können und Boden unter den Füßen zu gewinnen.

          Für mich bin ich ziemlich sicher, auch wenn ich mich über die Jahre ebenso abgegrenzt habe und meinen Zaun immer weiter gesteckt habe, ich dieses Hamsterrad-Gefühl nie losgeworden wäre. Immer wenn ich von Arbeit nach Hause gekommen bin, bin ich gefühlt erneut in den Käfig gestiegen, um meine Runden zu drehen. Zwar mit der Situation arrangiert, reichlich frustriert und einfach nur froh, wenn Ruhe herrschte im Zirkus – um im Bilde zu bleiben – aber gefühlt war es so.
          Mehr hatte ich schon gar nicht mehr erwartet: einfach nur Ruhe.
          Das der Narz sich niemals entschuldigt, Fehler nie eingesteht, die Schuld immer bei anderen sucht und auch findet, indem er etwas in Sachen hinein interpretiert, wo man von selbst nie darauf gekommen wäre, was einen einfach nur immer und immer wieder sprachlos machte – ja, daran hatte ich mich gewöhnt, ich nahm es einfach so hin.
          Aber so ein kleiner Hamster hat auch nur ein Leben! Irgendwann kam die Situation, da war es mir völlig klar. Rausspringen oder die Situation bleibt unverändert.

          Der Zirkusdirektor wird alles daran setzen, sich schnell einen neuen Hamster zu organisieren und ich werde mein Freiheit genießen können.

          Das tue ich seit diesem Tag vor fast eineinhalb Jahren.

          • lilli sagt:

            Liebe Anni,
            ich freu mich auch von dir zu lesen.
            Ich mache noch den Fehler, mich meinem Mann zu erklären, wenn er sich nicht entschuldigt.
            Da ist eine kurze Ansage und ihn dann stehenlassen, besser.
            Sonst hole ich mir statt seiner Entschuldigung, quasi die Abwertung auch noch selber ab.
            Viel Abstand ist nötig.
            Loslassen, Gott überlassen.
            Glg lilli

    • Annette sagt:

      Bei mir war’s immer ‚du bist ja auch ein Alpha-Tier‘. Das habe ich auch erst einmal kapieren müssen wie sehr einem das den Wind aus den Segeln nimmt. Wie wenn ich genauso ein Mensch wäre wie er!?! Von Alphatier bin ich richtig weit entfernt, auch wenn ich nicht komplett schüchtern bin – aber das reicht schon …
      Was hier schon ein paar mal geschrieben wurde – diese übereinstimmende Ausdrucksweise. Es ist wirklich unfassbar. Ich frage mich immer wieder, wie es sowas gibt!

  15. Hendrik sagt:

    Eine weitere Variante war bei Ihr nach nicht haltbaren Beschuldigungen:“… warum soll ich mich entschuldigen? Hätte doch aber sein können!“ Dazu ein leerer Blick und ein überhebliches Lächeln. Und wieder mitten ins Herz.

  16. Hendrik K. sagt:

    Sehr gut beschrieben-
    zusätzlich kann ich noch hinzufügen, dass nach genauen „Verfehlungen“, bis ins kleinste Detail- natürlich mit Beweisen, gefragt wird und darauf die Bemerkung kommt „Ich musste so handeln!“

    • Ja, so macht sich der Narzisst zum Opfer der Umstände, dem keine andere Wahl blieb. Selbst wenn es so wäre, schließt es ja nicht aus, sich dennoch für den daraus entstandenen Schaden zu entschuldigen. Der Narzisst lenkt einfach nur ab.

    • Sina sagt:

      Genau das, sie MUSSTEN so handeln! Kannte ich zur Genüge. MUSSTE: lügen/schreien/manipulieren/mich hintenrum verraten und verkaufen/verbal und körperlich angehen/hintenrum aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen/Geld hinterziehen/Job verscherzen usw.usw…
      All das waren doch nur REAKTIONEN von Narz auf meine Verfehlungen, ich habe Narz dazu gezwungen. Außerdem konnte ich nicht hellsehen und Gedanken lesen, wie schlimm 😉

      • Silver sagt:

        Oh ja, die Erwartung, dass man Gedanken lesen können muss und Bedürfnisse, die sie selbst nicht einmal fühlen, weil sie keinen Zugang zu sich selbst haben, erfüllen können soll ohne jegliche Kommunikation, diese Erwartung ist mir auch entgegengeschleudert worden – gefolgt von sechswöchiger Schweigebestrafung.

        Als ich anmerkte, dass mich seine Bemerkung, ich simulierte Krankheiten und Schmerzen nur, sehr verletzte, kam nur: „Ich hab mich doch schon entschuldigt!“ Dass das nicht von Herzen kam oder nicht aus dem Verständnis heraus, wie zerstörerisch solch eine Unterstellung wirkt, konnte er nicht verstehen.

        Mittlerweile bin ich einen Schritt weiter – auch wenn es abgedroschen klingt: Meine aktuelle Schweigebestrafung (inzwischen 4 Wochen) hilft mir, mich wieder auf mich zu konzentrieren und meinem Bindungsstil und Kindheitstrauma auf die Schliche zu kommen, die mir immer wieder Beziehungen torpedieren. Es nutzt nur bedingt, sich am Wesen des Narzissten aufzureiben und sich um ihn zu drehen. Das tun wir ja so oder so schon die ganze Zeit. Die Analysephase ist nur der erste Schritt, wenn auch ein sehr hilfreicher.

  17. Peter sagt:

    Ein wunderbarer Artikel. Vollkommen stimmig. Zufügen kann ich eine Variante aus meinem eigenen Umfeld: „Falls ich jemals etwas falsch gemacht haben sollte, dann möchte ich mich hiermit ein für alle mal entschuldigen“. Diese Art von Entschuldigung nach jahrelangen, fruchtlosen Schuldüberführungen (siehe Artikel) sind gleichzeitig auch noch ein Gaslighting-Versuch: so tun, als ob es dem Gegenüber all die Taten möglicherweise ohnehin nur geträumt hätte. Die Falle für die Zuhörer:in besteht darin, hoffnungsvoll eine allumfassende, großzügige Entschuldigung herauszuhören, obschon die ganze Entschuldigung – im Gegenteil – sogar vollständig nutzlos ist. Denn wer nicht weiß, wofür er sich entschuldigt, hat weder die Absicht noch die Möglichkeit, es in Zukunft besser zu machen, und genau das wäre ja eigentlich der Sinn einer Entschuldigung.

    • Ein weitere typische Aussage eines Narzissten: Auf diese Weise soll ein Generalverdacht ein für alle mal ausgelöscht werden. Danke für dieses Beispiel!

    • cyra sagt:

      Ich kenne auch die Version eines knappen mit verzogenem Mund geäußerten „Ich entschuldige mich.“ Wenn die Schuld nicht zu leugnen ist, andere mit im Spiel sind, und die Narzistin schnell das Thema auf etwas anderes bringen will.
      Damit kann das „Opfer“ nichts mehr sagen, der Fall ist erledigt.
      Ein Eingeständnis oder auch nur irgendwie eine Beschäftigung mit dem Vorfall wird dadurch vermieden.

      • cyra sagt:

        Allein die Wortwahl finde ich schon bezeichnend. Die Narzistin entschuldigt sich selbst. Das „Opfer“ wird ja gar nicht um Verzeihung gefragt.

    • Steffi sagt:

      Hallo Peter, in deiner genannten Generalisierung erkenne ich absolut meinen Ex Partner:“… Und wenn ich dich verletzt habe, tut es mir leid“ wurde pauschal erstmal mitgeteilt und „damit kann es doch auch gut sein!“ folgte. Es gab keine Auseinandersetzung mit irgendwas, und wenn, hab ich übersensibel reagiert, soll mir nicht alles so zu Herzen nehmen und sehe sowieso die Dinge viel zu dramatisch, ich müsste viel ruhiger werden! Eine absolute innere Zerrissenheit hat sich bei mir eingestellt, ich wusste doch, ich habe recht, nach dem Gespräch mit ihm hatte er recht und ich hab mich entschuldigt! Und jede generalisierte Entschuldigung von seiner Seite hat Hoffnung auf Besserung geschürt-jetzt hat er es endlich verstanden… Wie manipulaiv dieses Verhalten war, hab ich erst viel später erkannt. Viele Grüße Steffi

  18. Tanja sagt:

    💯 Prozent zutreffend

  19. Tess sagt:

    Toller und ausgesprochen stimmiger Artikel, auf den Punkt gebracht!

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