Wenn man immer wieder an einen Narzissten gerät

Manchmal geraten Betroffene nach einer narzisstischen Missbrauchserfahrung gleich wieder an den nächsten Narzissten – selbst wenn sie das narzisstische Störungsbild erkannt, verstanden und sich ganz fest geschworen haben, nie wieder etwas mit einem Narzissten zu tun zu haben. Doch das Schicksal ignoriert diesen Vorsatz und setzt Betroffenen erneut einen Narzissten vor die Nase. Diese fragen sich dann, womit sie das verdient haben und was sie nur falsch machen.

Wenn man immer wieder an einen Narzissten gerät

Bild: © jaykayl – 123rf.com

Ist es Betroffenen nach einem harten Kampf endlich gelungen, einen Narzissten loszuwerden und die Tyrannei zu beenden, erhalten sie manchmal nicht einmal eine kurze Phase der Ruhe und Erbauung – schon steht der nächste Narzisst vor der Tür und bittet um Einlass. Zuweilen sind sie dann skeptisch und wollen sich nicht wieder zu schnell auf ein ungewisses Abenteuer einlassen, manchmal glauben sie aber auch, das große Glück komme nun endlich zu ihnen und das Schicksal habe ein Einsehen mit ihnen nach all dem, was sie durchmachen mussten.

Dann werden die vielen augenfälligen Anzeichen am Anfang des Kennenlernens oder der Beziehung mit einem Narzissten leichtfertig übergangen, weil Betroffene davon überzeugt sind, nicht zweimal hintereinander Pech haben zu können, und ihr Gefühl ihnen sagt, dass es jetzt klappen wird – oder klappen muss. Zu schnell setzen Betroffene wieder die rosarote Brille auf und sehen nur das, was sie sehen wollen. Oder der Narzisst verdeckt seine negative Seite so geschickt und macht es so viel anders als der verhasste Vorgänger, dass Zweifel gar nicht erst aufkommen.

Betroffene sehen die Gefahr nicht nahen – und dies, obwohl sie häufig bestens über Narzissmus und narzisstischen Missbrauch informiert und der Ansicht sind, Narzissten bereits aus tausend Metern Entfernung wittern zu können. Doch ehe sie es sich versehen, verstricken sie sich erneut in eine narzisstische Charmeoffensive und fühlen sich unsagbar geschmeichelt, wenn der Narzisst ihnen schöne Augen macht. In ihm sehen sie ihr lang ersehntes, perfektes Glück. Narzisstische Eigenarten, die zwar auffallen und in der letzten Beziehung gründlich studiert wurden, werden ignoriert.

Wieso das Drama mit einem Narzissten noch einmal?

Wie kann es dazu kommen, dass Betroffene ein weiteres Mal einem Narzissten auf den Leim gehen? Um diese Frage zu beantworten, ist es notwendig, dass Betroffene weniger auf den Narzissten schauen als vielmehr auf sich selbst: Welche Energie trägt der Betroffene in sich, die dazu führt, dass er erneut einen Narzissten in sein Leben zieht? Welche Emotionen und Gedanken belasten den Betroffenen und inwieweit ist das narzisstische Muster der letzten Beziehung vielleicht erkannt und der Missbrauch zwar auf der rationalen Ebene verstanden worden, auf der emotionalen Ebene aber noch nicht verarbeitet?

Die Frage ist: Welche seelische Wunde trägt der Betroffene in sich, die noch nicht verheilt ist und daher versorgt werden will? Oder welches Potenzial liegt im Betroffenen noch brach, das entwickelt werden möchte? Inwieweit liegt auf der seelischen Ebene ein Defizit vor, das dazu führt, dass Betroffene die Wirklichkeit nicht sehen wollen, sondern nur das, was der momentanen Befriedigung ihres inneren Mangels dient? Betroffene werden vielfach noch zu sehr von einem inneren Schmerz und einem unbewussten Verlangen getrieben, als dass sie sich gelassen und objektiv auf eine neue Beziehung einlassen könnten.

In den meisten Fällen ist es so, dass Betroffene sich aufgrund eines unsicheren oder negativen Selbstbildes nicht den Wert beimessen können, den sie eigentlich haben. Sie neigen dann dazu, sich ihren Wert von anderen geben und bestätigen zu lassen. Sie brauchen die positive Resonanz aus ihrem direkten Umfeld, um spüren zu können, dass sie wertvoll sind und geliebt werden. Ein Narzisst mit seinem Charme, aber auch mit seiner Rücksichtslosigkeit ist in solchen Fällen der perfekte Spiegel, um Betroffenen ihre Abhängigkeit und Unsicherheit bewusst zu machen. Indem er ihnen unglaublich schmeichelt, hebt er ihr Selbstwertgefühl wohltuend an, und indem er sie mit seinen destruktiven Taten und Worten kränkt, destabilisiert er ihr Selbstwertgefühl. So bringt er sie fortlaufend mit ihrer Instabilität und Beeinflussbarkeit in Kontakt und Betroffene werden gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen.

Ihre Sehnsucht nach Liebe macht Betroffene bedürftig

So gesehen hilft der Narzisst dabei, den unentwickelten Anteil in der Persönlichkeit des Betroffenen zu finden und auszubauen. Der Grund, warum Betroffene immer wieder einen Narzissten in ihr Leben ziehen, ist nicht im Narzissten verankert, sondern vielmehr in dem Betroffenen selbst – ohne damit jedoch den Narzissten von seinen lieblosen Taten zu entlasten. Betroffene sind nicht schuld an dem niederträchtigen Verhalten des Narzissten, sie können aber in ihm einen Spiegel sehen und versuchen, darüber die Sprache des Lebens besser zu verstehen: Welche Energie strahle ich aus, die zwangsläufig immer wieder zu mir zurückkommen wird?

Wenn Betroffene genauer hinsehen, werden sie spüren, dass sie eine große Sehnsucht nach Liebe in sich tragen – den Wunsch, gesehen und in den Arm genommen zu werden, zärtliche Stunden und Intimität zu erleben sowie das Gefühl, zu jemandem zu gehören und akzeptiert zu werden. Sie wollen ihren Wert, einen Sinn in ihrem Leben oder das Gefühl von Glück und Zufriedenheit erfahren. Sie wollen sich gut fühlen, was bedeutet, dass sie sich derzeit offenbar ohne die Anwesenheit eines anderen oder einer sinnvollen Betätigung nicht wohlfühlen.

Der Glaube, Glück bekomme man von außen zugeführt, macht Betroffene jedoch verführbar. Das Gefühl, allein und einsam zu sein und mit sich selbst nicht glücklich werden zu können, richtet den Blick mehr nach außen als auf sich selbst. Auch Erfolglosigkeit, mangelnde Lebensfreude, hohe soziale Belastungen, Verlusterfahrungen, eine chronische Krankheit, ein Schutzbedürfnis oder eine Vergnügungs- oder Sexsucht können zu dem erhöhten Verlangen führen, unbedingt einen Partner haben zu wollen, der dem Betroffenen einen Wert verleiht und wieder Sinn ins eigene Leben bringt.

Betroffene sollten sich mehr mit sich selbst beschäftigen

Die Unfähigkeit, sich selbst zu genügen und aus sich selbst heraus einen Sinn und Wert im Leben zu finden, führt dazu, auf Blender hereinzufallen – zumindest aber anfällig für ihre charmanten Avancen zu sein. Mangelnde Selbstliebe macht es notwendig, Liebe von außen zugeführt zu bekommen, um nicht unglücklich sein zu müssen. Dies ist auch meist der Grund, weshalb es Betroffene häufig so lange mit einem Narzissten aushalten und sich dessen Unverschämtheiten gefallen lassen: die Hoffnung, wenigstens hin und wieder etwas Zärtlichkeit und Wertschätzung zu bekommen, und die Gewissheit, nicht allein sein zu müssen.

Betroffene sollen in einer Beziehung mit einem Narzissten lernen, sich selbst zu lieben, sich selbst zu genügen, die Verantwortung für ihr Wohlbefinden und ihr Glück nicht auf einen anderen zu übertragen und sich gegenüber unangenehmen Fremdeinflüssen abzugrenzen. Sie sollen lernen, ihre Individualität zu entwickeln, zu ihren Überzeugungen und Werten zu stehen und sich nicht aus falscher Rücksichtnahme oder Ängsten einem anderen zu opfern. Die wiederholte emotionale Verwicklung mit einem Narzissten kann ein deutliches Zeichen dafür sein, an den Defiziten der eigenen Persönlichkeit arbeiten zu müssen, um zu einer reifen Persönlichkeit zu werden, die sich nicht von äußeren Einflussfaktoren abhängig macht.

Wenn Betroffene immer wieder an einen Narzissten geraten, sollten sie sich die Frage stellen, was dieser Umstand mit ihnen zu haben könnte. In den meisten Fällen sollen sie wachgerüttelt und zu einer Umkehr bewegt werden. Etwas führt sie von ihrer Mitte, von ihrem wahren Kern, von ihrer Harmonie und der Liebe fort. Sie sollten ihre Gedankenmuster, Gefühle, Ängste, Überzeugungen und Werte überprüfen, um das Geheimnis zu lüften. Dies bedarf sicherlich einer umfassenden und tiefer gehenden Beleuchtung – sie lohnt sich aber, weil man nach gelungener Überarbeitung und Reinigung saubere Energien ausstrahlt, die auch saubere Beziehungen anzieht und ermöglicht.


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Veröffentlicht in Beziehung mit einem Narzissten, Blog
14 Kommentare zu “Wenn man immer wieder an einen Narzissten gerät
  1. Hai Fisch sagt:

    Das Thema „was kommt jetzt“?
    Das beschäftigt mich sehr.
    Es geht ja genau darum.
    Was in mir zieht Narze an?
    Was an mir zieht mich zu Narzen hin?
    Warum immer dann, wenns mir grad schlecht geht?

    Nun – die Antworten stehen oben.
    wenns einem schlecht geht,
    dann sucht er bedingungslos was positives.
    Egal was, Hauptsache es tut gut.
    Tja, und genau DAS können Narze sehr gut.
    Ablenken, bis man das Problem vergisst.

    Am Anfang.
    Und das ist nur Kredit,
    der mit Wucherzinsen zurückgefordert wird.
    „Ich habe wegen Dir“ – „und Du musst jetzt“
    Es macht nur sprachlos, sowas zu erleben.

    Ja, was strahle ich aus?
    Vermutlich den bedingungslos loyalen Kumpel,
    der den anderen sehr gut motivieren kann,
    den Selbstwert des anderen sehr gut aufbauen kann.

    Okay – aber warum zieht das so gut bei Narzen?
    Kumpel macht treudoof mit. Sehr praktisch.
    Einen Coach findet der Narz gut,
    wenn er damit noch heller strahlen kann.
    Vor allem, wenns kostenlos ist, Jackpot.

    Tja. Warum mache ich das mit?
    Weil ich so gern meine Ideale verwirklichen will.
    Lach, hust, hab ich zuviel Rosamunde Pilcher gelesen?
    Ne, leider nicht. (Oder Gottseidank?)
    Aber irgendwie ist mein Ideal gar nicht gut.
    Voll und ganz füreinander.
    Grundsätzlich klingt das gut.
    Aber die Realität zeigt,
    dass ich dazu neige,
    eine Einbahnstrasse draus zu machen.
    Ich gebe voll und ganz, der andre nimmt voll und ganz.
    Da läuft was schief.

    Und genau da muss ich was ändern, wenn ich kann.
    Sonst passiert es grad wieder,
    weil ich so gern gebe (eine zeitlang, bis ich es merke).
    Habt ein schönes Wochenende

    der Hai Fisch
    (immer noch entzahnt)

    • lilli sagt:

      Was ich ausstrahlte?
      Im Nachhinein würde ich
      bei mir sagen,
      was ich ausstrahlte war
      Unsicherheit in der Partnerschaft.
      Dass ich mich seit meiner narzisstischen Mutter ‚aus Liebe‘ anpasste, anstatt mein Eigenes beizubehalten!
      Z.B. meine gute mich wertschätzende Arbeitsstelle,
      die ich aus ‚entgegenkommender Liebe‘
      d.h. Anpassung an seine Vorstellungen,
      in eine unauffällige schlechtere Arbeitsstelle getauscht hatte.
      Würde ich heute nicht mehr machen.

  2. lilli sagt:

    Hallo ihr Lieben!

    Bei meiner Mutter und ihren Narzissmusproblemen die Helferkrankheit gründlich erlernt und die Überzeugung, ihr Leben sei unterstützenswert, meines nicht.
    Beruflich soziale Berufe
    ergriffen, beruflich ausgezeichnete Helferin geworden.
    Erste Partnerschaft mit Narzissten, ihn unterstützend bis ich pleite und burnout war.
    Fünf Jahre Single, im eigenen Leben gewachsen.
    Zweite Partnerschaft mit anders geartetem Narzissten, war wohl nicht mehr helferkrank genug und wurde von ihm verlassen.
    Wieder paar Jahre Single mit gutem Eigenleben.
    Dritte Partnerschaft mit Narzissten, wieder anders und weniger krass, Vater unserer Kinder,
    nach rosaroten ersten Jahren immer mehr Druck von ihm, seine Vorstellungen durchzusetzen.
    Für die Kinder und für mich als ihr Vorbild,
    mache ich Nägel mit Köpfen:
    Wälzen der Literatur zu Helfersyndrom und kam dann auch auf Narzissmus,
    Psychotherapie, Besuch der anonymen Selbsthilfegruppe EA,
    und
    Besuch der städtischen Ehe- Familien und Lebensberatungsstelle,
    letztere in Abständen bis heute.
    Und: Dauerbesucherin dieser wunderbaren Site
    von Sven Grüttefien.
    Danke !♡!
    lilli

    • lilli sagt:

      … zu sachlicher Bericht.
      Sie sind Scheißkerle, die du im Innersten nicht erreichst!
      Mein erster hat sein kleines gutgehendes Geschäft mit Größenwahn ruiniert und mich mit, und wollte keine Kinder.
      Mein zweiter hatte seine Frau mit zwei Kindern verlassen und ich war die ca. siebte Nachfolgerin.
      Er scheiterte beruflich,
      wenn er nicht mehr der Liebling seines/r Chef/in war.
      Mein dritter Mann und Vater unserer Kinder ist beruflich erfolgreich,
      und war privat geplagt von überehrgeizigen Leistungsansprüchen an unsere Kinder, als seine Ruhm- Ergänzer in seinem Metier. Sie gehen zu seiner Enttäuschung ihren eigenen Weg, was er nach Knirschen im Gebälk dann doch annehmen kann.
      Bei mir ist er bisher geblieben, obwohl ich hier gut einheize, und auch mich selbst gut entwickelt habe.
      Ich liebe ihn noch und hasse ihn immer mal auch.
      Ohne Kinder denke ich, hätten wir uns gegenseitig verlassen.

      • lilli sagt:

        Die zentrale Frage oben im Text:
        ‚Welche Wunde trägt der/die Betroffene in sich,die noch nicht verheilt ist und behandelt werden muss?‘
        Ich höre meine narzisstische Mutter sagen: Es ist selbstverständlich dass man seiner Mutter hilft!
        O ja, wie gut ich so vieles bemerkte,
        was ich
        h e l f e n konnte,
        und wie vielfältig und ausdauernd:
        Schau mal! …
        Nein, hättest du doch besser das Andere gemacht, kannst du das nicht oder warst zu faul?.
        Dann stritt ich mich rum und verteidigte mich, und war abhängig von wenig bis keiner Anerkennung,
        im Helfersyndrom
        gefangen!
        Ist nur nicht meine Sache, nicht meine Verantwortung !!!
        Gottseidank war ich länger allein bevor ich dem nächsten Narzissten h a l f.
        Ich entwickelte meine Hobbys und da rudere ich nun weiter in meinem Leben.
        Ein Mann der mich sieht und ich ihn
        ohne Helferideen meinerseits?
        Bemerke ich immerhin schon einige Jahre.
        Schluss mit meinem Helfertalent und wenn mir noch so was Tolles, wie ich helfen kann, einfällt:
        Weg damit, Schluss damit! Stattdessen:
        Was mache i c h gerne für mich allein,
        und mit anderen gemeinsam?
        Das ist persönlich
        m e i n e Frage !♡!
        lilli

  3. tulipan sagt:

    ich lese seit einem halben jahr , getrennt habe ich mich im juni letzten jahres. ich arbeite an mir, aber es dauert….. danke für dieses forum

  4. Silver sagt:

    Wieder sehr schön zusammengefasst. Man gerät solange an Menschen, die übertrieben das (aus)leben, was einem selbst fehlt, bis man diesen inneren Mangel erkennt, integriert und behebt.

  5. Nadine sagt:

    Ich finde mich wieder in dem Beitrag. Ich habe es meinem letzten Partner nicht zugetraut, hab mir viel Zeit gelassen bevor ich völlig vertrauen konnte und er hat sich soviel Mühe gegeben. Nach einem Jahr kamen immer mehr Eigenheiten zum Vorschein die mich komplett verunsicherten: Wenig emotionale Verbundenheit, Egoismus, Gleichgültigkeit gegenüber meiner Bedürfnisse.
    Es war wie ein Schock für mich, ich wollte es nicht wahrhaben.
    Ich bin viel zu lange geblieben, habe zu sehr an ihn und uns geglaubt. Dachte, dass wirst du nie wieder mit jemandem haben.

    Ich habe mir während der Beziehung immer mal die Frage gestellt, was ich lernen soll: Nicht den gleichen Fehler wie in der Beziehung davor zu machen oder die Probleme mit ihm zu lösen und gemeinsam daran zu wachsen.
    Knapp 8 Monate nach der Trennung habe ich bei Triggern immer noch starke Angst- und Adrenalinsymptome. Es gab nie eine Aussprache oder Einsicht von seiner Seite. Das tat mir entsetzlich weh. Natürlich weiß man rational, dass so ein Verhalten etwas über den Anderen aussagt, aber emotional ist man sehr verletzt.
    Ein Teil von mir vermisst ihn, ein Anderer ist froh, dass ich gegangen bin.

    Aufgrund mangelnder Liebe im Elternhaus habe ich eine Gewisse Sehnsucht nach Wertschätzung und einer harmonischen Partnerschaft. Mein Therapeut meinte, dass ich immer etwas mehr an Aufmerksamkeit brauchen werde, egal wieviel Therapie ich mache – und das wäre auch ok.

    Ich habe gelernt bzw. bin noch dabei mehr auf meine Intuition zu hören, auf meine Grenzen und Bedürfnisse zu achten. Leider hole ich mir immer noch zu sehr Meinungen von Freunden ein. Das ist besser geworden, aber ist definitiv noch ausbaufähig. Ich mag natürlich auch das kleine verrückte Kind in mir, aber in solchen Situationen bin ich mir oft unsicher, ob ich überreagiere oder mein Gefühl „richtig“ ist. Als Kind wurde oft vermittelt, dass mein Empfinden „falsch“ ist, ich sei empfindlich etc. Dabei waren es laut Therapeut ganz natürliche Reaktionen auf destruktives Verhalten.

    Ich muss noch lernen einen Menschen als Ganzes zu sehen, denn ein Teil von mir stellt die schöne Zeit auf einen Podest, obwohl mir rational soviel klar ist.

  6. Schwalbe sagt:

    Ja, das stimmt. Meine eigene Suche nach Zugehörigkeit ist die Fessel, die ich mir selber anlege…ich muss die Zugehörigkeit meines „inneren verlassenen und überforderten Mädchens“ zu mir selbst, der erwachsenen Frau stabilisieren.
    Mutig sein, mir meine eigenen Werte vor Augen führen. Nachsichtig und freundlich mit mir sprechen, auch wenn ich unperfekt und nicht leistungsfähig bin.
    Ist mir etwas gelungen, mich selbst loben, mir auf die Schulter klopfen…
    Gegen die Einsamkeit kostenlose Veranstaltungen besuchen, die mich interessieren, Singen gehen, in Vereine eintreten.
    Meiner zaghaften inneren Stimme Gehör schenken- brauche ich Rückzug/ Austausch/ Erholung/ Anregung?
    Und bei all dem bei mir selber bleiben. Der Mensch bleiben, der ich sein will.
    Sich immer wieder darauf besinnen, nicht mitmachen beim Missbrauch an anderen in Form von Lästerei, Verurteilungen…
    In der eigenen Liebe bleiben und einen gesunden Abstand beibehalten.

    • Silver sagt:

      Hallo, liebe Schwalbe,
      mir geht’s genauso. Es wird immer über die Einsamkeit von Senioren geredet, wie einsam man aber als Mensch sein kann, der vermeintlich mitten im Leben steht (mit Vollzeitjob und Hobbies), wird übersehen. Leider sind viele Menschen sehr mit sich beschäftigt, und es ist selbst in Vereinen und auf Veranstaltungen schwierig, nachhaltige Freundschaften zu knüpfen, besonders wenn man – bedingt durch den emotionalen Missbrauch – sehr sensibel auf das Gegenüber reagiert. Man darf nicht zuviel erwarten – von sich selbst nicht und von den anderen auch nicht. Ich wünsche uns, dass wir schon bald nachhaltigen „Anschluss“ finden.
      Ganz liebe Grüße von Silver

      • Schwalbe sagt:

        Hallo liebe Silver,
        ja, genau wie du schreibst…es ist auch so, dass Narzissmus in vielen Gesichtern wandelt…ich bin vorsichtig, bin oft eingewickelt worden…auch ich sehne mich natürlich nach einem Gegenüber als Freund/in, der mich versteht-
        es können eingentlich keine Menschen verstehen, die sich damit nie beschäftigt haben…und so behalte ich es für mich. Ich bin es auch leid, mich zu erklären, zu öffnen, und dann doch nicht verstanden zu werden- bestaunt zu sein wie ein Tier im Zoo-
        in den kleinen Teilnahmen an Events lann ich Begegnung haben, langsam wachsend, wenn es sich ergibt.

        Manchmal komme ich mir 150 Jahre alt vor, soviel Erlebnisse und wissen zu psych. Störungen habe ich…manchmal möchte ich alles vergessen, keine Ahnung von den verschiedenen Störungsbildern haben, und unbedarft sein, wie in meiner Jugend…aber das nutzt ja nichts, denn die welt ist, wie sie ist, und die Menschen darin auch…
        Der Umgang und das Aushalten, das ist manchmal ermüdend und desillusionierend:

        es ist alles so ganz und gar anders, als ich als junge Frau damals dachte!

        Liebe Silver, bleib du bei dir, so wie ich versuche, bei mir zu bleiben…
        vielleicht kreuzen sich Wege mit anderen Wanderern, sodass der Weg ein Stück weit parallel verläuft.

        Liebe Grüße, die Schwalbe

        • lillli sagt:

          Hallo Silver, hallo Schwalbe,

          ihr schreibt so wunderbar offen.
          Das tut auch mir gut zu lesen.
          Ich bin im vierten Viertel meines Lebens, habe durch meine Hobbys gute unterhaltsame Bekanntschaften mit denen mich das gemeinsame Tun verbindet.
          Meine Freundschaften sind nicht eng,
          die Grundlage ist schon Ehrlichkeit, doch jeder sagt nur so viel wie er/sie möchte.
          Was ich seit einer schweren Op vor eineinhalb Jahren finde, ist, dass der Schlüssel zu Menschen die Selbstliebe ist. Das was bei Narzissten/innen so gar nicht geht.
          Ich bin dankbar noch zu leben und bin versöhnlich geworden mit meinen Stärken und Schwächen zu mir selbst.
          Das nimmt meine frühere Angst was ‚Falsches‘ zu sagen, weg.
          So wenden sich mir in meinem Sprachkurs z.B. Menschen herzlich zu, doch nicht nur mir. Also ich habe nicht mehr die Erwartung der Busenfreundschaft, und mehr herzliche zuverlässige Kontakte zu anderen.
          Den alten Zopf seit meiner narzisstischen Mutter, die alte Befürchtung als Mensch allein zu sein, bin ich los.
          Herzlich,
          lilli

          • Schwalbe sagt:

            Liebe Lilli,

            tja, was du schreibst…du bist einen Schritt weiter als ich…ich habe viel Einsamkeit, viel Scham für die beschissene Situation in der ich stecke, wenn ich mich öffne stoße ich immer auf Ungläubigkeit, und das mit mir was komisch ist…
            darum lass ich’s. Bin verschlossen, behalts für mich,
            Die große Erleichterung ist, hier ungeschminkt und unrezensiert zu schreiben, was in mir ist, was mich beschäftigt-
            und dann auch noch Resonanz zu bekommen, wie z.B. von dir, Silver und anderen.

            Dafür bin ich euch unglaublich dankbar!
            Ich bin das garnicht mehr gewphnt, und das Gefühl fliesst heiß in mein Herz, danke.
            Seid gestärkt und behütet von den guten Lebenskräften, ihr lieben Schreiber/innen.

            • lilli sagt:

              Liebe Schwalbe,
              wer Menschen mit Narzissmusstörung nicht kennt,
              kann es sich nicht vorstellen.
              Mit Ahnungslosen rede ich nicht mehr darüber.
              Mich selber zu stabilisieren wie wenn ich allein wäre,
              hat mir wirklich geholfen:
              zur Physiotherapie Massage gehen,
              Leute im eigenen Leben zu umarmen, im Kollegen-, Hobby- Selbsthilfegruppen- Kreis …,
              so dass ich wegen mangelnder Zuwendung in der Partnerschaft, nicht selbstmitleidig ausgehungert bin.
              Mir hilft auch mein Glaube mutig mir selbst gut zu tun,
              von der schönen neuen Kuscheldecke mit Wärmflasche über Pilateskurs, Schwimmengehen bis Z-
              Zumbakurs … .
              lilli

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