Ist Narzissmus eine Krankheit?

Narzissmus kann nicht generell als eine Krankheit bezeichnet werden: Er hat auch einen gesunden Anteil, der es überhaupt erst möglich macht, eine stabile Persönlichkeit zu entwickeln. Doch auch die krankhafte Form des Narzissmus, bei der betroffene Personen ein übersteigertes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bewunderung haben, ist im Grunde keine Krankheit, sondern nur eine Störung, die sich auf die Fähigkeit bezieht, vernünftige Interaktionen führen und positive Beziehungen gestalten zu können.

Ist Narzissmus eine Krankheit?

Bild: © prazis – 123rf.com

Es wäre verkehrt, Narzissmus als eine Krankheit zu bezeichnen – narzisstische Anteile sind bis zu einem gewissen Grad völlig normal und auch notwendig. Die Bandbreite des Narzissmus erstreckt sich von dem gesunden Narzissmus über ein gestörtes situatives Verhalten und eine Akzentuierung der Persönlichkeit bis hin zu einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und dem bösartigen Narzissmus. Die Übergänge vom unbedenklichen zum problematischen und gestörten Narzissmus sind dabei fließend und ohne spezielle Kenntnisse über Narzissmus kaum voneinander abzugrenzen. Narzisstisches Verhalten kann in völlig unterschiedlicher Intensität auftreten und situativ extrem schwanken, so dass es nicht immer leicht ist, Narzissmus als eine Störung zu erkennen.

Weil es neben dem gesunden Narzissmus auch den krankhaften Narzissmus gibt, glauben manche, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt, so wie man eine Erkältung, eine Magen-Darm-Grippe oder eine Migräne als Krankheit bezeichnet. Dies stimmt aber nicht! Wenn die Schwelle des gesunden Narzissmus überschritten wird – also der Anteil des Narzissmus, den jeder Mensch benötigt, um für seine Bedürfnisse einstehen und ein erfülltes Leben führen zu können, ohne andere Menschen hierfür zu missbrauchen –, wird es problematisch. In diesem Fall spricht man aber bei Narzissmus nicht von einer Krankheit, sondern von einer Störung.

Betroffene, die narzisstisch gestört sind, haben ein erhöhtes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bewunderung und suchen in erster Linie ein Gespräch oder eine Beziehung mit anderen Menschen, damit diese ihre Großartigkeit spiegeln. Das Bedürfnis nach Anerkennung kann dabei leicht über der Norm liegen, es kann aber auch deutlich darüber liegen oder sogar so übersteigert sein, dass zwischenmenschliche Beziehungen nur noch aus diesem Grund eingegangen und die Mitmenschen hierfür missbraucht werden. Jede Interaktion dient dann dazu, sich als einmalig zu erleben und die eigene Wichtigkeit zu spüren.

Krankhafter Narzissmus ist keine Krankheit, sondern eine Störung

Ist das Verlangen derart übersteigert, dass sich eine betroffene Person nur noch mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen beschäftigt, vollkommen von sich überzeugt ist, sich für einmalig und perfekt hält sowie in keiner Weise empfänglich für die Gefühle und Interessen anderer Menschen ist, dann spricht man von einer Persönlichkeitsstörung – aber nicht von einer Krankheit im klassischen Sinn. Man kann diese Störung nicht auskurieren oder mit Medikamenten den Heilungsprozess unterstützen. Wohl kann man aber mit psychotherapeutischen Verfahren günstig auf sie einwirken.

Auch ist der Begriff „Persönlichkeitsstörung“ im Grunde irreführend. Der Begriff impliziert, dass die gesamte Persönlichkeit einer Person gestört ist. Ursprünglich ging man in der Forschung auch davon aus, dass es sich bei Persönlichkeitsstörungen um schwere, tief verwurzelte, in der Kindheit entstandene und kaum behandelbare Störungen handelt, die mehr oder weniger alle Bereiche der Persönlichkeit betreffen. Bei genauerer Betrachtung muss man hierbei jedoch zu einer neuen Bewertung kommen.*1

Inzwischen setzt sich immer mehr die Sichtweise durch, dass es sich bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung im Kern um eine Beziehungsstörung handelt. Interaktionen, Beziehungen und Beziehungsgestaltungen sind gestört, weil die betroffene Person falsche Annahmen in Bezug auf sich selbst und andere pflegt und diesen daher mit übertriebenem Misstrauen, haltlosen Vorurteilen und falschen Erwartungen entgegentritt. Die Person ist deswegen aber keineswegs in ihrer gesamten Persönlichkeit gestört – das Denken, die Wahrnehmung, die Intelligenz, die Gedächtnisleistung und das Bewusstsein sind voll intakt. Sie neigt nur zu fehlerhaften Überzeugungen bezüglich der eigenen Person und entwickelt aus diesem Grund dysfunktionale Strategien, um ihre Selbstannahmen bestätigt zu bekommen.

Der Störung liegen fehlerhafte Selbstannahmen zugrunde

Der Narzisst geht z. B. von der Selbstannahme aus: „Ich bin besser und wichtiger als andere!“ Daraus leitet er ab, dass ihn andere wertschätzend und bevorzugt behandeln müssen. In einer Beziehung erwartet er somit, dass er stets den Vortritt erhält, alle wichtigen Entscheidungen allein trifft, immer in alles eingebunden wird und man ihm dabei hilft, seine Bedürfnisse zu befriedigen, seinen Interessen nachzukommen oder seine Probleme zu lösen. Er erwartet unausgesprochen, dass sich ihm seine Mitmenschen unterordnen. Diese hochproblematische Einstellung sorgt dann dafür, dass sich seine Mitmenschen herabgewürdigt und ungerecht von ihm behandelt fühlen und es folglich ständig zu Konflikten kommt. Der Narzisst erhält daraufhin von seinen Mitmenschen immer wieder Vorwürfe und Kritik.

Aufgrund der Reaktion seiner Mitmenschen fühlt sich der Narzisst sodann gekränkt, weil er von ihnen nicht in der Weise geschätzt wird, wie es seiner tiefsten Überzeugung nach sein müsste. Er reagiert darauf z. B. damit, dass er das arme Opfer spielt, das von seinen Mitmenschen nicht richtig behandelt wird, und diesen mangelnde Loyalität vorwirft, womit er Schuldgefühle bei diesen erzeugt, was dazu führt, dass sie sich dem Narzissten wieder zuwenden. Mithilfe manipulativer Verhaltenstechniken gelingt es dem Narzissten immer wieder, seine Mitmenschen zu vereinnahmen und an sich zu binden.

Eine Beziehung wird durch das unrealistische Selbstbild gestört, das ein Narzisst von sich hat. Ein gutes Miteinander und eine vertrauensvolle Wechselbeziehung sind so nicht möglich, da Beziehungen immer wieder durch das unangemessene Verhalten des Narzissten beeinträchtigt werden, weil dieser den anderen dazu bewegen muss, so zu reagieren, wie er es sich wünscht, um seine notwendige Zufuhr zu erhalten und sich als großartig zu erleben. Sein Vorgehen ist dabei nicht immer offen und leicht durchschaubar. Da der Narzisst gelernt hat, dass ihm offenes und ehrliches Verhalten leicht zum Verhängnis werden kann, geht er subtil vor, um seine Bedürfnisse zu befriedigen und mit seinen Ängsten nicht in Kontakt zu geraten.

Der Narzisst findet ungünstige Formen der Selbstwertregulierung

Die falschen Selbstannahmen, die der Narzisst von sich hat, führen zu weitreichenden Konsequenzen in einer Beziehung: Der Narzisst muss ständig um Aufmerksamkeit kämpfen und hat ununterbrochen seine Antennen ausgefahren, um günstige Situationen abzupassen, in denen er sich darstellen und hervorheben kann, oder ungünstige frühzeitig zu erkennen, in denen eine Gefahr für sein Größenbild besteht. Sein Denken und seine Wahrnehmung sind aus diesem Grund extrem eingeengt und starr, was zur Folge hat, dass andere Aspekte entweder unzureichend registriert oder so uminterpretiert werden, dass sie zur eigenen Wirklichkeit passen. Somit beeinträchtigt der Zwang, jegliche Interaktion und Beziehung für die Selbstbestätigung zu missbrauchen, nachhaltig das Denken, Wahrnehmen, Fühlen und Handeln des Narzissten.

Die Störung entwickelt sich also nicht ursprünglich aus der Persönlichkeit heraus, sondern aus ungünstigen Selbstannahmen in Bezug auf sich selbst, die sich aus frühen Beziehungen zu anderen entwickelt haben und in Interaktionen nun ständig ihre Bestätigung finden müssen. Haben sich erst einmal grundlegende Fehlannahmen gebildet, steuern sie die weitere Verarbeitung von Informationen. Dies führt dann zu Auffälligkeiten in der Persönlichkeit, die durch eine extrem starre Haltung gekennzeichnet ist, die in unterschiedlichen Situationen nicht flexibel angepasst werden kann.

Auch wenn die Lösungen, die ein Narzisst findet, um seine emotionalen Grundbedürfnisse zu befriedigen und seinen Selbstwert zu regulieren, problematisch sind, so sind sie nicht unbedingt krank. Seine Lösungen führen sicher häufig dazu, dass sich andere genervt fühlen oder unter dem Verhalten des Narzissten leiden – was sie zu der Annahme verleitet, der Narzisst könne nicht ganz normal sein. Dennoch wird bei krankhaftem Narzissmus lediglich von einer Störung gesprochen, die auf Beeinträchtigungen in zwischenmenschlichen Interaktionen beruht, und nicht von einer Krankheit. Narzissten sind nicht krank, sondern lediglich auffällig in ihrem Verhalten, was ihre Interaktionen und Beziehungsgestaltungen angeht.

*1 vgl. Rainer Sachse, Persönlichkeitsstörungen verstehen, Psychiatrie Verlag, Köln 2010, Seite 11


Autor der Webseite

Mein Name ist Sven Grüttefien. Ich bin der Verfasser dieser Webseite. Als ausgebildeter Heilpraktiker für Psychotherapie habe ich mich auf die Beratung von Menschen, die unter narzisstischen Missbrauch leiden, spezialisiert und biete zu diesem Thema zahlreiche Bücher, Coachings, Seminare und Vorträge an.

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Veröffentlicht in Narzisstische Gesellschaft
18 Kommentare zu “Ist Narzissmus eine Krankheit?
  1. RTN sagt:

    Ich respektiere deine Entscheidung.Du wirst am besten wissen wie du mit ihm auskommst und ob du dir das zumuten kannst oder willst. Es ist schon wahnsinnig gut dass du ihn durchschaut hast. Anfänglich tappt man ja hilflos im Dunkeln.Es ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung,um dein Selbstbewustsein wieder zu erlangen.
    Dann siehst du unter Umständen in ihm nur noch einen Clown,ein Rumpelstilzchen.Niemand kann es sich erlauben dich als Betroffene zu kritisieren oder deine Entscheidung in Frage zu stellen.Wir kennen weder deine Gründe weshalb du nicht das Weite gesucht hast,noch sind wir befugt darüber zu Urteilen.Die Wahrheit ist,er wird sich nicht ändern.
    Doch du ..Du bist stark genug um eine für dich vertretbare Taktik zu finden um ihn dann unbemerkt zu manipulieren. Die Wahrheit ist das der Empath (das eigentliche Opfer) genau wegen seiner Einfühlungsgabe,während einer längeren Beziehung vom Narzisten viel lernt.Beobachte und analiziere ihn. Du wirst es spühren wie er tickt..irgendwann weist du sogar was er antworten wird.
    Er wird zu einer fast gläsernen Person für dich.
    Ich glaube ,ich bin von einer Empathin durch ihn zu einer narzistischen Überlebenskünstlerin geworden.😄😄 ich wünsche dir viel Erfolg und Hoffe das du auch den Spagat zwischen scheinbaren Nachgeben,und schmieden des nächsten Planes schaffst.

  2. Mariadirohan sagt:

    Ob Störung oder Krankheit ist eigentlich egal! Das Befremdlichste an einem Narzissten ist die Selbsteinschätzung, diese feste Überzeugung, dass er besser und wichtiger ist als andere, gebildeter, einen besseren Geschmack hat in jeder Beziehung, sich in alles einmischt, alles kontrolliert und ständig Bösartigkeiten von sich gibt, jedenfalls das Exemplar, das ich hier habe. Er ist durch und durch bösartig, sieht in allem nur das Negative, unterstellt allen anderen Menschen, dass sie ihm Böses wollen. An jedem Geschenk hat er etwas auszusetzen, nichts ist richtig. Die fieseste Bemerkung über ein liebevoll ausgesuchtes Geschenk war einmal: „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so einen Scheiß geschenkt bekommen“. Manchmal denke ich, ich bin der der damals legendären Fernsehserie „Alfred, das Ekel“ gelandet.
    Wie voller Gift muss seine Seele sein, um immer nur Gift und Galle zu spucken? Es scheint ihm Freude zu bereiten, andere Menschen zu verletzen.
    Ich habe ihn einmal gefragt, wofür er sich eigentlich hält, mit welcher Berechtigung er glaubt, in diesem Ton mit mir sprechen zu dürfen, mich ständig zu kritisieren, zu gängeln und zu kränken und zu beleidigen. Seine Antwort ist unglaublich:
    „Ich habe Abitur, ich habe mein Examen mit einer Prädikatsnote gemacht und meine Doktorarbeit mit summa cum laude geschrieben. Ich war 32 Jahre lang Staatsanwalt, und Du fragst mich, wofür ich mich halte?“
    Bei jeder Kleinigkeit schreit er. Meine Tochter fragte ihn vor kurzem „Warum schreist du denn jetzt so?“ Seine Antwort war schreiend „Ich schreie nicht“ Sie fragte ihn: „Und was machst du jetzt gerade?“
    Das war das Ende seiner Beziehung zu meiner erwachsenen Tochter.
    Bei diesem ganzen Verhalten ist es mir eigentlich egal, ob Krankheit oder Störung, es ist einfach für andere Menschen nicht akzeptabel. Er ist ein sogenannter Akademiker, bedient sich aber bei Tisch immer als erster, nimmt sich ungeniert das Beste, drängelt sich überall vor und schubst dabei sogar andere Menschen weg. Er kommt nie auf die Idee, einen Schritt zurückzutreten und einem anderen Menschen den Vortritt zu lassen. Aber er behauptet von sich, exzellente Manieren zu haben.
    Gesellige Abende mit Freunden sind eine einzige Qual, denn er spricht nur von sich und seiner ehemaligen Tätigkeit, und wenn ein anderer es geschafft hat, das Gespräch anders zu gestalten, benutzt der das kleinste Stichwort, um wieder bei sich zu landen.
    Das alles halte ich seit nunmehr 20 Jahren aus. Nach einem vier Jahre langen Love bombing fassungslos, dass es so etwas überhaupt gibt. Ich wusste nichts von sogenannten Narzissten. Aber nun schon seit Jahren lese ich in diesem Forum, erst durch die Beiträge von Sven Grüttefien bin ich dahinter gekommen, dass es diese Menschen gibt und weiß mich inzwischen auch zu wehren. Dafür bin ich dem Verfasser dieser Beiträge unendlich dankbar und auch allen, die dazu Stellung nehmen. Es hat mir sehr sehr geholfen.
    Es gibt -jedenfalls für meinen Fall – nur eine Art, sich zu wehren, die passive Art. Keine Antwort geben, umdrehen, weggehen, ihn alleine schreien lassen.
    Ich habe inzwischen auch erkannt, dass dieser Mensch unter einem sehr starken Minderwertigkeitskomplex leidet, und er leidet wirklich.
    Am Anfang unserer Beziehung hat er mich einmal ohne irgendeine Veranlassung gefragt: „Ich stehe doch für Sie in der Hierarchie der Staatsanwälte hier in diesem Haus an letzter Stelle, nicht wahr?“
    Das hätte mich natürlich warnen müssen.
    Dieser Beitrag jetzt hier war für mich einer der wertvollsten, er beschreibt meinen Narzissten, als wenn Sven Grüttefien ihn kennt.

    • Susanne sagt:

      Es gibt auch noch eine weitere Möglichkeit sich zu wehren:
      Die Beziehung beenden und ihn verlassen. Es gibt nicht einen Grund, auch keinen
      finanziellen, um das nicht zu machen und sich weiterhin wie ein Stück Abfall behandeln zu lassen.

      Aber das willst du ja nicht, dann bringt es auch nichts, wenn du dich hier über deinen Mann
      beschwerst, denn dieser wird sich nicht mehr ändern.

      Ändern kannst nur du die Situation und dass du lieber weiter leidest, denn das machst du, sonst gäbe es den langen Text nicht, das ist deine Entscheidung. Ich persönlich halte es für eine Ausrede, dass du sagst du kämest mit der Situation zurecht. Dein Text zeigt deutlich, dass dem nicht so ist.
      Mit ist klar, dass ich mich mit meiner Meinung unbeliebt mache, aber damit kann ich umgehen.

    • Kersten sagt:

      Ich möchte mich entschuldigen für die harten Worte der Vorrednerin.
      Erstmal muss jeder seinen Weg finden. Ich auch.
      Und wenn Dein Leid nicht hier niedergeschrieben werden darf, wo denn dann.
      Ich fand Deinen Beitrag hilfreich, es ist eine Facette mehr.
      Und ich finde Deine Tochter toll. Sie ist nicht mit ihm verwandt, oder doch?
      Wenn ja, dann hat sie es gut hingekriegt, mir Deiner Hilfe.
      Lieben Gruss

    • Waltraud sagt:

      Wie Susanne schon Frage ich mich auch, warum, wenn Du weißt, was Sache ist, bleibst Du bei diesem Mann. Deine Tochter hat es ja schon vorgemacht. Die Beweggründe würden mich interessieren, aber es bleibt natürlich Deine Entscheidung und Du musst ja auch selbst damit klar kommen.

  3. Pierre sagt:

    Die neuesten Erkenntnisse in der Quintessenz sehr erklärend, jedoch wird dabei vernachlässigt, daß „es“ Personen aus dem unmittelbaren Umfeld desjenigen anbetrifft, wenn jemand „nur“ eine `Störung´ haben mag. Wie man das klassifizieren mag, als Krankheit oder Störung ist letzten Endes völlig Banane, sorry. Verheerend ist und bleibt, daß es die wirklich Betroffenen in den Wahnsinn treiben kann bzw. in die „beschützende“ Station der Psychiatrie. Und diese Betroffenen sind eben gerade NICHT im Gestörten, Erkrankten oder wie immer man es artikulieren mag, zu finden, sondern bei jenen aus ihrem Umfeld (!!!). DAS und vor allem genau diesem Aspekt ist primär in Augschein zu nehmen. Kommt mir in dieserlei Einordnungen beinahe so vor, als ob manch historischer oder aktueller politischer Machthaber als „Patient“ zu beleuchten ist, unbesehen, ausgeblendet dessen, was er über die Zeit über die Leben anderer gebracht hat. In der PSY landen im Regelfall nicht die Täter und das ist bekannt. Die Muster erkennen KÖNNEN, um sie für sich als Anbetroffener in ihren Auswirkungen zu entschärfen, darum geht es!! Und für diese Aufklärungsarbeit trägt dieses Forum sehr vieles bei, DANKE!!!

    • Pierre sagt:

      Ergänzend dazu darf man ob der Einordnung „nur“ `Störung´ oder `Erkrankung´ nie vergessen, daß es ANDERE aus dem direkten Umfeld AUF DAUER krank machen KANN, völlig unbeleckt davon, als was man dieses dann klassifizieren mag. Meist sind diese dann tatsächlich auch im pathologischen Sinne tatsächlich: „krank“ (!). Ein Faktum. Gruß

    • Ruth sagt:

      Hallo,
      ‚Muster‘ ist das Stichwort.
      Nach meiner Beobachtung teilen narz.Gestörte alles was ihnen widerfäht ein in Muster,
      Fächer,Schubladen,um sich sicher zu fühlen.
      Sie haben keinen oder nur wenig Zugang zu Ihrem Innenleben,ihren Gefühlen und Bedürfnissen.
      Dafür missbrauchen sie andere Menschen (die sich dazu eignen) als Bühne.
      Auf dieser Bühne inszenieren sie durch geschickte und z.T.subtile Manipulation ihre Gefühle
      als Drama und richten damit viel Leid an.
      Also der Missbrauchte agiert (sehr oft) ohne sein Wissen stellvertretend für den Täter und spielt auch mit.

      Wenn man mit einiger Übung und Arbeit an sich selbst,in der Lage ist schon am Anfang die Muster zu erkennen und den Hintergrund zu verstehen, arbeitet man an seiner eigenen Gelassenheit.
      Diese erlaubt es Abstand zu gewinnen und die Übergriffe an sich abgleiten zu lassen.
      Die Erkenntisse dieser site helfen das Problem zu verstehen.
      Ohne Verstehen bleibt man im Dunklen.

      gruss,ruth

      • SestraInes sagt:

        Dem ist nichts hinzuzfügen.
        Allerdings muss jeder seinen eigenen Weg finden und gehen.
        Ich halte größtmögliche Distanz zu meiner Schwiegermutter, nachdem es einen letzten Auslöser gab, wo ich mich nur noch kraftlos und energetisch leer gefühlt habe.
        davor gab es schon etliche Grenzüberschreitungen.
        jetzt geht es mir gut damit, so wie es ist.

    • Sonnenblume sagt:

      Ich finde gar nicht, dass es „Banane“ ist, etwas oder jemanden als „krank“ zu betiteln und ein Pauschalurteil zu fällen.

      Beziehungsstörungen gibt es aus den unterschiedlichsten Gründen.

      Ich selbst bin ein sogenanntes Opfer geworden. Aber warum? Nicht weil ich „krank“ war, sondern auch eine Störung hatte.

      Meine Entwicklung war gestört durch ein traumatisches Ereignis zu einer Zeit, in der es um wesentliches ging, was nicht stattfinden konnte, wegen einer tiefgreifenden Verlusterfahrung.

      Mithilfe der Begegnung des Narzissten und den beiden Seiten (der grandiosen und dann der Schattenseite davon, die mir die Grenze markierte)konnte ich mich endlich entwicklen und im besten Sinne wachsen – wirklich erwachsen werden.

      Also eigenständig werden und sein.

      Selbst wenn es in eine psychotherapeutische Behandlung führte, ist doch das auch kein Weltuntergang, sondern ein Schritt (oder mehrere) auf dem Weg in die Entwicklung.

      Das einzusehen ist allerdings Voraussetzung.

      Gut, dass es Psychatrien oder auch psychotherapeutische Angebote gibt, wenn sie benötigt werden.

      Hilfe zur Selbsthilfe.

      Alles das führt doch weiter und ist keine Endstation. Oftmals der Wendepunkt.

      So denke ich. Und sehe all das als Chance.

    • Sven sagt:

      Hallo Pierre,
      Deinem gesagten schließe ich mich gerne an.
      Deine Worte spiegeln wahrscheinlich deine Erfahrungen.
      Danke

  4. Oliver sagt:

    Vielen Dank für diese neuste Erkenntnis in Sachen narzisstische Persönlichkeitsstörung!

    Dass es sich dabei in erster Linie um eine Bindungsstörung handelt, der „Rest“ aber durchaus normal sein kann. Hab das so zum Teil auch bei mir erlebt.

    Ihr Beitrag zeigt einmal mehr einen differenzierten Blick auf das weitläufige Thema Narzissmus und beugt die schnelle Pathologisierung und Fehlinterpretationen vor.

  5. Lina sagt:

    Die Bedürfnissbefriedigung ist meiner Erfahrung nach der treibende Faktor für das Verhalten des Narzissten, ABER: Sie entspringt eben nicht der Annahme, dass er/sie so großartig ist, sondern dem tiefen Zweifel daran. Ein Mensch der in der Lage ist, seine Bedürfnisse zu regulieren und grösstenteils selbst zu erfüllen, hat viel mehr das Gefühl einer gesunden Selbstzufriedenheit. Er kann stolz auf sich sein und daher auch ohne Neid stolz auf die Leistungen anderer. Das Problem der Ns ist, dass sie diese Kraft nicht aus sich selbst holen können, sondern zwanghaft von anderen brauchen und – je nach Persönlichkeit – in ganz unterschiedlichen Bereichen. Instagramsüchtige brauchen andere um ihr Aussehen bewundern zu lassen, Jammernarzissten brauchen andere um kein Problem selbst lösen zu müssen, maligne Ns brauchen andere, um das eigene Schlechte in andere zu projizieren und dort zu bekämpfen usw.
    Es sind durchweg sehr sehr schwache Personen, die mit allen Mitteln andere missbrauchen um eigene Schwächen zu kompensieren. Ein gesunder Mensch kann seine Schwächen mit grosser Gelassenheit annehmen und versucht vllt, an sich zu arbeiten. Ein seelisch kranker Mensch kann beides nicht. Er hat kein grundsätzlich gutes Verhältnis zu sich selbst.

    • Jo sagt:

      Ja , gut formuliert, Danke! Nur Welchen Weg, ausser der selbst Erkenntnis, gibt es , aus dem Hamster Rad heraus zu finden? Dass annehmen der Emotionen, welche sich unwohl anfühlen, ist wohl der schwierigste Teil des Prozesses, der zur Gesunden selbst Regulierung führt…,
      Das künstliche aufgebaute selbst sterben lassen,?

      • Lina sagt:

        Ja, ich glaube das ist ein wichtiger Schritt. Aushalten und merken dass man es kann. Sich selbst ein treuer und wohlwollender Begleiter sein. Humor beim Blick auf sich selbst. Sich verzeihen dass man nicht perfekt ist. Aufhören, sich zu vergleichen und ständig zu bewerten. Und denen, die einen bewerten, egal ob gut oder schlecht, diese MACHT nehmen.
        Denn das ist es was man als Narzisst tut. Man gibt eigentlich den anderen Macht, wenn man sie beeindrucken will. Selbst wenn man sie manipulieren will. Und damit überhöht man die eigentlich, oder? Ich habe eine Ursprungsfamilie voller Narzissten und selber wohl auch Tendenzen dazu, zumindest zum Co-Narzissmus. Als ich das Thema entdeckt habe und mich selbst beobachtet habe, war ich wirklich angewidert. Es gibt ein gutes Buch, Der Verrat am Selbst, das hat mir sehr geholfen.

        • Mariadirohan sagt:

          Lina, ich glaube nicht, dass du narzisstische Ansätze hast. Du hast dich selbst in Frage gestellt und dich beobachtet, das macht ein Narzisst nicht. Er beobachtet sich zwar, aber nur um festzustellen, wie unvergleichlich einmalig er in jeder Beziehung ist. Die Selbstwahrnehmung ist total gestört und auch die Wahrnehmung andere Menschen wahr zu nehmen, wie sie sind und einzuschätzen. Ich lebe mit meinem Narzissten jetzt mehr oder weniger schlecht als recht zusammen und bin immer wieder erstaunt, dass dieser Mensch mir nach zwanzig Jahren immer noch Handlungen und Worte unterstellt, die ich nicht einmal gedacht habe.

    • Pierre sagt:

      Die ersten beiden Zeilen sind wirklich tief ins Schwarze getroffen, vielen Dank!

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